Partner geht in Rente: Hilfe wir sind immer zu zweit!

Wenn der Partner in Rente geht, ändert sich das gemeinsame Leben von einem Tag auf den anderen. Plötzlich hat einer von beiden erheblich mehr Zeit, keine festen Termine, keinen strukturierten Tagesablauf. Das ist nicht nur für den Neu-Rentner eine Veränderung, sondern auch für den Partner. Für viele Paare wird diese Veränderung schnell zu einer Belastungsprobe für die Beziehung. Wie Sie mit der neuen Situation umgehen…

Partner geht in Rente: Hilfe wir sind immer zu zweit!

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Partner geht in Rente: Schock für die Beziehung

Über Jahrzehnte strukturiert der Job den Tag. Morgens aufstehen, ins Büro fahren, Termine wahrnehmen, Kollegen treffen, Projekte und Kunden betreuen – so sieht für viele Berufstätige der Arbeitsalltag aus. Familie, Haushalt und Hobbys werden um die Verpflichtungen im Job herumgeplant. Damit das funktioniert, sind die meisten (Ehe-)Paare ein eingespieltes Team.

Wer kümmert sich um die Einkäufe? Wer hat private Termine im Blick? Wer kocht? Wer putzt und macht die Wäsche? Die alltäglichen Aufgaben sind klar verteilt, die Zahnrädchen des gemeinsamen Lebens greifen perfekt ineinander und sorgen dafür, dass das Uhrwerk läuft. Geht einer von beiden in Ruhestand ändert sich diese Situation. Mit der Veränderung haben beide zu kämpfen. Plötzlich steht ihr Leben Kopf.

Die Bedeutung von Arbeit

Arbeit spielt in unserem Leben eine zentrale Rolle. Wer acht Stunden am Tag an fünf Tagen die Wochen arbeitet, verbringt rund ein Viertel seiner Lebenszeit mit Erwerbsarbeit. Für die meisten Berufstätigen ist Arbeit mehr als das Bestreiten des eigenen Lebensunterhalts.

Der Job erfüllt zahlreiche psychosoziale Bedürfnisse:

  • Unabhängigkeit
  • Anerkennung
  • soziale Kontakte außerhalb der Familie
  • Selbstverwirklichung
  • persönliche Weiterentwicklung

Damit es uns gut geht, ist die Erfüllung dieser Bedürfnisse ebenso wichtig wie Schlafen und Essen. Für gute psychische Gesundheit müssen seine psychosozialen Bedürfnisse erfüllt werden.

Einige Menschen erleben ihren Job sogar als sinnstiftend. Sie erleben, dass sie durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

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Ruhestand: Eine neue Situation für Paare

Wer in Rente geht, für den fällt eine tragende Säule im Leben weg. Mit durchschnittliche 64 Jahren gehen Männer in Rente. Frauen sind bei Renteneintritt im Bundesdurchschnitt 64,5 Jahre alt.

Auch wenn das Rentenalter von Männern und Frauen nah bei einander liegt, gehen die meisten Paare nicht zum selben Zeitpunkt in den Ruhestand. Der Altersunterschied vieler Paare beträgt im Durchschnitt vier Jahre, wobei bei der Mehrheit der Beziehungen der Mann älter ist. Das bedeutet, dass bei den meisten deutschen Paaren, der Mann früher als seine Partnerin in Rente geht.

Viele Paare erleben je nach Lebensentwurf eine von zwei Situationen:

  • Die Frau ist weiterhin berufstätig, der Mann ist zuhause.
    Sie hat noch einige Jahre Berufstätigkeit bis zur Rente und arbeitet weiter. Ihr Alltag ist noch derselbe, der Partner geht in Rente und fährt von hundert Prozent auf Null. Sein Alltag ändert sich komplett. Sie sprüht vor Energie, er weiß nichts mit sich anzufangen. Sie wünscht sich, dass er sich stärker im Haushalt einbringt. Er ist komplett überfordert.
  • Die Frau ist Hausfrau, der Mann ist jetzt auch zuhause.
    Sie hat gearbeitet, sich dann jedoch dazu entschieden, sich als Hausfrau um die Familie zu kümmern. Seit Jahrzehnten ist sie diejenige, die alle Fäden in der Hand hält und das gemeinsame Familienleben organisiert. Sie kümmert sich um den Haushalt, den Einkauf und um die Termine. Er hat sich um den Lebensunterhalt gekümmert.

    Jetzt ist er Rentner und den ganzen Tag zuhause. Ist er normalerweise zur Arbeit gefahren, dackelt er ihr nun wie ein Hund den ganzen Tag hinterher. Er hinterfragt jede ihrer Entscheidungen, gibt ungefragt Tipps und sitzt sogar mit am Tisch, wenn sie sich mit einer Freundin zum Kaffee trifft.

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Partner geht in Rente: Ein möglicher Scheidungsgrund

Beide Situationen sind eine explosive Mischung und führen zu Konflikten in der Beziehung. Was bis dato wie geschmiert funktioniert hat, ruckelt und wackelt nun. Laut Statistik wird jede sechste Ehe nach 26 und mehr Jahren geschieden. Geht der Partner in Rente, kann es selbst in langjährigen Beziehungen kriseln.

Ein weiterer Grund ist die veränderte gesellschaftliche Haltung zu Scheidungen. Noch in den 1950er und 60er Jahren waren diese verpönt. Geschiedenen, vor allem Frauen, schlug im Alltag Missbilligung entgegen. Auch war es für eine Frau zu einer Zeit, als Frauen noch die Erlaubnis ihres Ehemanns brauchten, um zu arbeiten, nicht so einfach sich scheiden zu lassen. Viele Frauen waren finanziell abhängig von ihrem (Ehe-)Mann.

Heutzutage sieht die Situation ganz anders aus. Die meisten Frauen verdienen ihr eigenes Geld, sind unabhängiger. Wer heiratet, tut dies aus Liebe und nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Damit fällt die Scheidung leichter als noch vor 60 beziehungsweise 70 Jahren.

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Mit diesen Problemen haben Paare zu kämpfen

Nicht selten wird aus einer innigen Liebesbeziehung über Jahrzehnte eine pragmatische Wohngemeinschaft. Mit der Zeit verlernen beide Partner Liebende zu sein und konzentrieren sich nur noch auf ihre Rolle als Eltern, Großeltern, Versorger, Familienmanager. Der Familie zuliebe werden Beziehungskrisen und Konflikte nicht ausgetragen, sondern unter den Teppich gekehrt.

Sind die eigenen Kinder erwachsen und man selbst beginnt mit dem Ruhestand einen neuen Lebensabschnitt, treten diese Konflikte wieder offen zu Tage.

Partner geht in Rente: Typische Konflikte

  • Gewohnheiten brechen weg
    Wer jahrelang mit jemandem zusammen ist, diskutiert nicht mehr über Kleinigkeiten. Vieles ist komplett eingespielt und basiert auf Gewohnheiten. Geht der Partner in Rente, verändert sich der Alltag. Bisherige Gewohnheiten und Routinen funktionieren nicht mehr.
  • Anerkennung bleibt aus
    Nach einem langen Berufsleben hat man sich eine Position erarbeitet, in der man beruflich Anerkennung genießt. Im Job wird er für seine Arbeit und seine Erfahrung geschätzt und feiert Erfolge. Das tut dem eigenen Selbstwertgefühl gut. Im Ruhestand fehlt diese Anerkennung. Das führt privat zu Konflikten.
  • Gefühl, gebraucht zu werden, fehlt
    Im Job ist man in ein feinabgestimmtes Arbeitsgefüge eingebunden. Gemeinsam mit den Kollegen arbeitet man im Team, leitet dieses vielleicht sogar. Daraus entsteht das Gefühl gebraucht zu werden und einen wichtigen Beitrag zum Erfolg zu leisten. Mit der Rente kommt die Gefahr, sich stattdessen nutzlos zu fühlen.
  • Gefühl, einer sinnvollen Aufgabe nachzugehen, fehlt
    Die Mehrheit der Erwerbstätigen hat das Gefühl mit ihrer Arbeit etwas sinnvolles zu tun: zum Beispiel anderen Menschen zu helfen oder einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Im Ruhestand fällt das Gefühl der Sinnhaftigkeit weg. Nun steht man selbst in der Verantwortung, seine Zeit sinnvoll zu füllen.
  • Rollenaufteilung verändert sich
    Die Tatsache, dass einer der Partner nun deutlich mehr Zeit und freie Kapazitäten hat, wirkt sich auf die Rollenaufteilung aus. Nun ist es gar nicht mehr so klar, wer sich um den Haushalt kümmert und das tägliche Leben organisiert.

    Es gibt Paare, bei denen sich die noch berufstätige Frau wünscht, dass sich der Partner in Rente mehr im Haushalt einbringt und sie stärker entlastet. Für Männer völlig neue Erwartungen, an die sie sich anpassen müssen. Bei traditioneller Rollenaufteilung fühlen sich Frauen bedroht oder genervt. Der Partner mischt sich auf einmal in ihr Hoheitsgebiet ein, stellt ohne Not alles auf den Kopf und hinterfragt jede Entscheidung.

Schnell führen diese Konflikte zu Unzufriedenheit auf beiden Seiten und können dazu führen, dass die Beziehung daran zerbricht.

Tipps, wenn der Partner in Rente geht

Damit die Nerven nicht bereits nach wenigen Wochen blank liegen, haben wir einige Tipps zusammen gestellt, die dabei helfen sollen, sich in der neuen Situation zurecht zu finden:

  • Mental vorbereiten

    Ist der Ruhestand noch ein paar Jahre oder Monate entfernt? Ausgezeichnet. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um sich mental auf die bevorstehende Situation vorzubereiten. Planen Sie ruhig, wie ihr Leben aussehen kann und soll, wenn der Partner in Rente geht. Legen Sie beispielsweise eine Bucket List an, in der Sie gemeinsame Träume und Wünsche, die Sie sich erfüllen möchten, festhalten.

  • Rollenverteilung klären

    Sie haben sich um Haushalt und Familie gekümmert und Ihr Mann war der Versorger? Wie werden Ihre Rollen ab Rentenbeginn aussehen? Führen Sie ein offenes Gespräch miteinander, in dem Sie über Ihre gegenseitigen Erwartungen sprechen. Hier kann es helfen, wenn Sie die derzeitige Aufgabenverteilung aufschreiben und dann gemeinsam entscheiden, wer zukünftig welche Aufgaben übernimmt.

  • Neue Struktur

    Mit einer neuen Aufgaben- und Rollenverteilung ändert sich auch der gemeinsame Alltag. Das ist am Anfang sicher eine Herausforderung. Es ist gleichzeitig aber auch eine Chance, neue Gewohnheiten und Rituale zu schaffen. Fehlte im bisherigen Alltag die Zeit für ein gemütliches Frühstück? Nun könnte genau der richtige Zeitpunkt sein, das Frühstück zu zelebrieren.

  • Rücksicht nehmen

    Der Ruhestand ist ein neuer Lebensabschnitt und verändert das Leben beträchtlich. Geben Sie sich und Ihrem Partner beziehungsweise Ihrer Partnerin Zeit sich daran zu gewöhnen. Vor allem in dieser Übergangszeit ist es besonders wichtig, umsichtig miteinander umzugehen. Für denjenigen, der in Rente gegangen ist, ist die neue Situation auch auf emotionaler Ebene ein großer Umbruch, der verarbeitet werden will.

  • Neue Aufgabe

    Mit dem Beginn des Ruhestands fallen viele Menschen emotional in ein Loch. Gestern haben Sie noch gearbeitet, heute sind Sie für immer zuhause. Viele Neu-Rentner erleben regelrecht einen Rentenschock. In Ihrer neuen Situation fühlen sie sich nicht gefordert oder wertlos. Eine neue Aufgabe kann helfen.

    Überlegen Sie, wozu bisher die Zeit fehlte: Möchten Sie mehr reisen? Sich ehrenamtlich engagieren? Ein Instrument lernen? Suchen Sie sich nicht nur einmalige Projekte , sondern Freizeitbeschäftigungen, denen Sie kontinuierlich nachgehen können. Neuen Aufgaben und Hobbys geben Ihnen wieder das Gefühl, aktiv zu sein und sorgen für Struktur im Alltag.

  • Neue Kontakte

    Viele Menschen schätzen es, dass sie durch Ihren Job ein Umfeld unabhängig von Ihrem Partner haben. Auch im Ruhestand ist das wichtig für die eigene Zufriedenheit und letztlich für die Beziehung. Nur wenn jeder auch für sich ist und eigene Interessen hat, kann man sich abends beim gemeinsamen Essen etwas erzählen.

    Neue Hobbys sind eine schöne Gelegenheit neue Kontakte aufzubauen. Tauschen Sie sich zum Beispiel bei einem Sprachkurs mit Gleichgesinnten aus oder lernen Sie in einer Wandergruppe gemeinsam die Routen der Umgebung kennen.

  • Gemeinsame Zeit

    Auch wenn der Ruhestand dafür sorgt, dass Sie und Ihr Partner beziehungsweise Ihre Partnerin nun viel mehr Zeit zuhause miteinander verbringen, kann es schnell passieren, dass man neben einander her lebt. Planen Sie deswegen bewusst Zeiten ein, die Sie gemeinsam verbringen. Diese Zeiten helfen Ihnen dabei, sich als Paar wieder zu finden. Sie haben nun Zeit für all jene Dinge, die durch die Zwänge von Job und Familie oft zu kurz gekommen sind.

Ruhestand kann die Paarbeziehung beleben

Sind die Konflikte erst einmal ausgestanden, erleben viele Paare eine besonders schöne und intensive Zeit. Viele sprechen von einem zweiten Frühling für die Liebe. Hat das gemeinsame Leben eine neue Struktur bekommen, stellen viele Paare fest, dass der Druck und die Eile aus dem Alltag verschwunden sind.

Stattdessen haben Sie nun viel mehr Zeit für einander und für gemeinsame Aktivitäten und Erfahrungen. Sie genießen es, den Partner oder die Partnerin auf eine ganz neue Art und Weise kennen- und lieben zu lernen.

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