Platonische Beziehung: Freundschaft oder mehr?

Eine platonische Beziehung bietet Nähe und Geborgenheit, gleichzeitig fehlt der Austausch von Intimitäten. Das kann ganz praktisch sein, denn die Fronten sind geklärt. Gleichzeitig sehnen sich danach aber viele Menschen, wenn sie einen anderen lieben. Ist eine platonische Beziehung also nur eine Freundschaft? Wir erklären, was es damit auf sich hat. Außerdem geben wir Tipps, wenn eine Seite mehr will…

Platonische Beziehung: Freundschaft oder mehr?

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Bedeutung: Was ist eine platonische Beziehung?

Eine platonische Beziehung kommt ohne Küssen oder Sex aus. Sie kann eine Art der Liebesbeziehung sein, für gewöhnlich allerdings ohne Erotik. In diesem Fall ist es eine Art der Liebe, wie wir sie für Freunde empfinden. Zu denen fühlt man sich meist nicht sexuell hingezogen, aber es herrscht eine innige Beziehung. Merkmale dieser Beziehungsform sind beispielsweise:

Synonym zu platonischer Beziehung ist teilweise auch von platonischer Liebe die Rede. Bei Liebesbeziehungen gehen die meisten auch von einer erotischen Komponente aus. Genau die fehlt aber. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben.

Was versteht man unter platonisch?

Benannt ist die platonische Beziehung beziehungsweise platonische Liebe nach dem antiken griechischen Philosophen Platon. Im Griechischen gibt es drei unterschiedliche Formen der Liebe:

  • Eros
    Diese Form der Liebe zeichnet sich durch heftiges Verlangen nach dem anderen aus.
  • Philia
    Bezeichnet die freundschaftliche Liebe und Zuneigung zu einer Person.
  • Agape
    Steht für die wohlwollende Liebe, beispielsweise die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.

Das Besondere an der platonischen Liebe ist, dass sie zwar auf Eros basiert, gleichzeitig jedoch keine Sexualität auslebt. Entstanden ist dieses Liebesverständnis allerdings erst deutlich später, in der Renaissance. Da wurden Platons Werke wiederentdeckt. Von dort ausgehend entwickelten viele Gelehrte neue Liebeskonzepte.

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Gründe und Vorteile bei einer platonischen Beziehung

Auch wenn Platon der Namensgeber ist: Eine platonische Beziehung braucht keine philosophischen Motive. Die Gründe dafür, dass Sex und Intimität außen vor bleiben, sind mitunter pragmatischer Natur:

  • Freundschaft
    Zwei Personen lernen sich kennen, finden sich sympathisch. Beide sind jeweils verheiratet und leben monogam. Eine weitere Liebesbeziehung kommt dann nicht infrage, wohl aber eine platonische Beziehung.
  • Sicherheit
    Viele Ehen werden geschieden, Liebesbeziehungen brechen auseinander. Bei Freundschaften besteht diese Gefahr weniger. Eine platonische Beziehung kommt ohne die typischen Streitthemen einer Liebesbeziehung aus. Eifersucht oder Seitensprung spielen keine Rolle, da beide die sexuelle Ebene ausklammern.
  • Unvermögen
    Eine Beziehung kann aber auch unfreiwillig platonisch sein. Beispielsweise, weil eine Person die andere (sexuell) begehrt, diese aber keinen Sex will. Möglich auch, dass eine Beziehung platonisch wird, weil beide sich auseinandergelebt haben, etwa bei der Ehe ohne Sex.
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Unterschiede zwischen Freundschaft und platonischer Beziehung

Im Grunde genommen ist jede Freundschaft eine platonische Beziehung oder hat zumindest das Potenzial – denn das zeichnet eine Freundschaft aus: Oft kennt man sich über Jahre, ist vielleicht gemeinsam zur Schule gegangen. Während manche zerbrechen, werden andere Freundschaften durch gemeinsam durchlebte Krisen sogar noch stärker. Man weiß, dass man sich auf den anderen verlassen kann.

Hat eine Freundschaft diese Qualität erreicht, gehen beide durch dick und dünn, lässt sich mit Fug und Recht von einer platonischen Beziehung sprechen. Merkmal ist die innige Verbindung, das Verstehen ohne Worte. Hier ist dann auch von einer Seelenverwandtschaft die Rede. Beide stehen absolut loyal zueinander und umsorgen sich.

Unterschiedliche Freundschaftskonzepte

Allerdings lassen sich Freundschaften auch unterschiedlich kategorisieren. Es gibt besonders enge, vertraute Freundschaften und dann wieder eher lockere, die mehr Bekanntschaften ähneln. So betrachtet können die Übergänge zwischen Freundschaft und platonischer Beziehung oder Liebe fließend sein. Beide eint, dass ein Freund oder eine Freundin normalerweise kein Sexualpartner ist. Unter gleichgeschlechtlichen Freundschaften ohnehin nicht, sofern beide heterosexuell orientiert sind. Und unter verschiedengeschlechtlichen Freundschaften eher als Ausnahme, beispielsweise wenn beide sich ineinander verliebt haben.

Davon abgesehen existieren verschiedene Beziehungskonzepte, die mittlerweile mehr oder weniger offen gelebt werden. So wird beispielsweise als „Freundschaft Plus“ eine Beziehungsform bezeichnet, bei der beide befreundet sind und gleichzeitig miteinander Sex haben. Meist geht das aber nicht dauerhaft gut und oft ist es nur eine euphemistische Bezeichnung für eine Affäre.

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Platonische Beziehung zwischen Mann und Frau

So wie es Freundschaften zwischen Männern und Frauen gibt, gibt es auch platonische Beziehungen zwischen beiden Geschlechtern. Ob zwischen Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau ist aber im Prinzip egal: Liebe, Freundschaft und Beziehung sind nicht vom Geschlecht abhängig. Heterosexuelle (Liebes-)Beziehungen mögen die Mehrheit stellen, aber es gibt neben der heteronormativen Form eben auch die homosexuelle Liebe.

Entscheidend für das Attribut platonisch ist weniger, wer wen liebt (oder mag), sondern die Abwesenheit von Sex. Meist wird das betont, denn lernen sich zwei Menschen näher kennen und finden sich attraktiv, fangen sie irgendwann an zu flirten. Und hier ist der Haken, sofern eine erotische Spannung existiert und nicht Impotenz zu einer (unfreiwilligen) platonischen Beziehung führt: Wie soll das funktionieren?

Weil man sich so verbunden ist, verbringen beide viel Zeit miteinander. Das „Objekt der Begierde“ ist also ständig präsent. Gleichzeitig darf eine bestimmte Grenze nicht überschritten werden: Beide haben irgendwann eine Übereinkunft getroffen, dass die Beziehung „nur“ platonischer Natur ist.

Tipps für eine platonische Beziehung

Die Meinungen gehen auseinander, ob zwei Menschen wirklich nur miteinander befreundet sein können, wenn eine sexuelle Beziehung möglich wäre. Damit es aber funktionieren kann, sollten Sie folgende Tipps beachten:

Kommunikation

Am Anfang steht immer das Reden über die Beziehung: Wie wollen Sie und Ihr Partner (oder Ihre Partnerin) Ihre Beziehung gestalten? Klären Sie im Vorfeld Ihre Erwartungen und Wünsche. Nur weil einer die Verbindung gerne platonisch halten möchte, muss der andere nicht automatisch dieselben Gedanken haben.

Klarheit

Wichtig ist zudem, dass Sie keine missverständlichen Botschaften senden. Ein Kuss in den Nacken ist zwar kein Zungenkuss, aber dennoch eine sehr intime Geste. Erotik und Sex haben aber üblicherweise nichts in einer platonischen Beziehung zu suchen. Wer Grenzen überschreitet, muss damit rechnen, dass der andere die Beziehung beendet.

Konfliktlösung

Ändern sich im Laufe der Zeit die Gefühle des einen für den anderen, kann das zu Streit führen. Enttäuschungen und verletzte Gefühle sollten Sie thematisieren, ebenso allgemeine Konflikte. Wie in jeder Beziehung können ungelöste Konflikte irgendwann eskalieren. Die Beziehung dann noch zu kitten, ist manchmal unmöglich.

Was tun, wenn einer mehr will?

Schwierig allerdings, wenn einseitig dann doch sinnliche Gefühle auftreten: „Friendzone“ nennt sich, wenn einer in die Freundschaftsfalle tappt und mehr will. Und dass es soweit kommt, ist gar nicht so selten: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir sogar Freunde (unbewusst) nach Attraktivität wählen. Im Prinzip als potenzielle Sexualpartner. Dass es dann doch ganz anders kommt, dafür gibt es mehrere Gründe. Manchmal ist eine Hälfte bereits gebunden, manchmal ist einer auch nicht wieder bereit, eine (feste) Beziehung einzugehen. Die platonische Beziehung ist für manche dann eher eine Ausrede, sich nicht körperlich auf eine andere Person einlassen zu müssen.

Grundsätzlich sind Evolutionsbiologen daher der Meinung, dass platonische Beziehungen auf lange Sicht nicht gutgehen können: Die Gene sind dann doch einfach stärker. Was also tun, wenn Sie in einer platonischen Beziehung sind und sich mehr vorstellen können? Dafür haben wir folgende Tipps:

  • Reflexion
    Werden Sie sich genau über Ihre Emotionen klar: Lieben Sie die Person wirklich oder ist der Wunsch nach sexueller Intimität eher vorübergehender Natur? Und überlegen Sie, ob Sie dauerhaft mit dieser Person verbunden sein könnten, wenn es auch keinerlei sexuelle Aktivitäten geben wird.
  • Körperkontakt
    Verbringen Sie mehr Freizeit miteinander und beobachten Sie die Signale. Beispielsweise ob es vermehrt zu Körperkontakt kommt, scheinbar zufällige Berührungen. Lesen Sie die Körpersprache – gibt es Anzeichen dafür, dass die andere Person zunehmend mit Ihnen flirtet, womöglich intime Themen bespricht?
  • Aussprache
    Womöglich zeichnet sich durch mehr Nähe und ein verändertes Verhalten beim anderen bereits ab, dass die Beziehung gar nicht mehr so platonisch ist, wie noch zu Beginn. Dann sollten beide erneut miteinander über ihre Gefühle reden. Es kann dennoch sein, dass beide sich gegen Sex entscheiden, um diese Beziehung nicht zu zerstören. Falls einer die Nähe des anderen jedoch nicht mehr erträgt, weil er sich nach mehr körperliche Nähe sehnt, kann es besser sein, die platonische Beziehung zu beenden.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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