Wut: Symptome, Arten & Tipps zum Loswerden

Jeder kennt das Gefühl der Wut: Wenn die Dinge nicht so laufen, wie geplant. Der Ärger schießt förmlich in den Kopf, manchen schwillt erkennbar die Zornesader auf der Stirn an. Gut findet die wütende Person das meistens nicht, viele wollen das Gefühl loswerden. Und auch die Gesellschaft missbilligt Wutausbrüche. Aber Wut hat eine wichtige Funktion. Wir erklären was passiert, wenn wir wütend sind, welche Arten von Wut es gibt und warum es schädlich ist, sie zu unterdrücken.

Wut: Symptome, Arten & Tipps zum Loswerden

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Was ist Wut?

Wut ist eine bisweilen heftige Emotion, die für zornige Erregung steht. Der entsprechende lateinische Begriff „Furor“ beschreibt Wut als Raserei, Leidenschaft oder Wahnsinn. Ähnlich auch das französische Pendant „Rage“, das mit Zorn oder Toben übersetzt wird. Auslöser für dieses Gefühl können Kränkungen oder Beleidigungen sein. Aber auch Wut über die Unfähigkeit anderer, Ungerechtigkeit oder eigenes Versagen sind keine Seltenheit.

Wenngleich es Ähnlichkeiten zwischen Wut, Zorn und Ärger gibt, besteht dennoch ein Unterschied in der Ausprägung. Während Ärger eine eher verhaltene Missstimmung einer Person beschreibt, ist Wut deutlich stärker ausgeprägt. Demgegenüber sei Zorn Psychologen zufolge deutlich distanzierter.

Wut Symptome

Einige Wut-Symptome sind leicht äußerlich erkennbar. Die Röte steigt ins Gesicht, eine zittrige Stimme, schneller Atem und die Stirn in Falten gelegt. Verkniffene Lippen, manchmal schießen der wütenden Person gar die Tränen in die Augen. Deutlich ausgeprägter sind die Symptome bei Kleinkindern, etwa bei einem Wutanfall. Nicht selten schmeißt sich das Kind auf den Boden, es schreit, strampelt wild mit den Beinen und wirft die Arme herum.

In solchen Fällen äußert sich Wut vergleichsweise harmlos. Sie kann Triebfeder auf Demonstrationen für mehr Gerechtigkeit sein. Ebenso zeigt sie sich aber auch in der Eskalation von Konflikten und Kriegen.

Arten von Wut

Unterscheiden lassen sich verschiedene Arten von Wut und Zorn. Bei einigen Menschen richtet sich beispielsweise der Zorn gegen sie selbst:

  • Aktiv-konstruktives Verhalten

    Wer gelernt hat, seine Wut zu erkennen und zu kanalisieren, kann sie aktiv und konstruktiv nutzen. Ist eine andere Person Auslöser für den Unmut, kann er ihr beispielsweise im Gespräch die Meinung sagen. Entscheidend für den aktiv-konstruktiven Umgang ist, dass der Wütende weder körperlich noch verbal aggressiv auftritt. Stattdessen bewirkt er durch angemessenes Verhalten eine Veränderung.

  • Passiv-aggressives Verhalten

    Anders beim passiv-aggressiven Umgang: Der Wütende ist nicht in der Lage oder nicht willens, einen Missstand anzusprechen – obwohl er sich ärgert. Vielleicht aus Feigheit oder weil er negative Konsequenzen fürchtet. Gleichzeitig bleibt das Ärgernis ständig präsent. Zerrissen zwischen dem Wunsch nach Veränderung und der Unfähigkeit, flüchtet sich die wütende Person in versteckte Andeutungen und spitze Bemerkungen. Dieses Verhalten begünstigt explosive Eskalationen. Gleichzeitig verhindert es notwendige Veränderungen. Sowohl für die Partnerschaft als auch im Beruf ist so ein Verhalten Gift.

  • Offen-explosives Verhalten

    Dies lässt sich beispielsweise bei einem Wutanfall beobachten. Das offen-explosive Verhalten kann eine Reaktion auf eine real akute (heutzutage seltener) oder empfundene Bedrohung sein. Beispielsweise wenn eine Person ständig erniedrigt und ihr Selbstwertgefühl beschädigt wird. Kommt es zu einem Wutausbruch, ist die Impulskontrolle gehemmt. Im Kopf ist alles auf Flucht oder Kampf ausgerichtet, entsprechend schnell sind die Handlungen: Unüberlegte Worte, aber auch Handgreiflichkeiten können die Folge sein.

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Wut loswerden: 6 wirkungsvolle Tipps

Sich der Wut und ihren Ursachen zu stellen, ist besonders aus medizinischer Sicht sinnvoll. Wer ständig wütend ist, schädigt sein Immunsystem. Auch Bluthochdruck, ein erhöhtes Infarktrisiko und koronare Herzerkrankungen können die Folge sein.

Könnte ein akutes Ärgernis einen Wutausbruch provozieren, gibt es bestimmte Sofortmaßnahmen für mehr Gelassenheit. Daneben haben wir weitere Tipps aufgelistet, die Ihnen im Alltag helfen können:

1. Atmen Sie langsam ein und aus

Wut führt zu ähnlichen körperlichen Reaktionen wie Stress und fühlt sich selten gut an. In einer Akutsituation sollten Sie daher langsam tief ein- und ausatmen. Sie aktivieren so den Parasympathikus des Solarplexus im Bauchraum. Das Nervengeflecht ist für An- und Entspannung zuständig. Unter Stress und bei Wut neigen wir durch flache Atmung nur den Sympathikus zu betätigen. Mit langgezogener Ausatmung entspannen wir leichter und transportieren außerdem die verbrauchte Luft hinaus.

2. Verlassen Sie die Situation

Sollte das kontrollierte Ein- und Ausatmen nicht ausreichen, können Sie den Raum beziehungsweise die Situation verlassen. Das bietet sich vor allem dann an, wenn Sie mit nachhaltigen Konsequenzen rechnen müssen. Lassen Sie zum Beispiel kaltes Wasser über Ihre Unterarme laufen, das kühle Nass verschafft direkte Linderung.

3. Finden Sie ein Ventil

Manchen Wutgeplagten hilft es, sich im Sport so richtig auszupowern. Andere können sich bei verschiedensten Hobbys wie Gärtnern oder Malen austoben. In jedem Fall sollten Sie etwas tun: Die Aktivität gibt Ihnen ein Gefühl von Kontrolle, gleichzeitig bauen Sie Stress ab. Auch Meditation kann ein guter Weg sein, aufgestauten Zorn zu verarbeiten.

4. Schreiben Sie Tagebuch

Tagebuch schreiben hilft dabei, die – teils wirren – Gedanken konkret auszuformulieren. Statt diffuser Gefühle können Sie klarer benennen, was genau den Ärger und die Wut bei Ihnen verursacht. Das eignet sich einerseits als Vorbereitung zu einem (klärenden) Gespräch mit dem Kontrahenten. Andererseits hilft das Schreiben bereits beim Dampf ablassen, ähnlich wie das Gespräch mit einem guten Freund.

5. Kennen Sie Ihre Trigger

Fragen Sie sich in einer ruhigen Minute selbst, was bei Ihnen Wutgefühle auslöst. Gibt es bestimmte Themen, die für Sie ein rotes Tuch sind? Drücken manche Menschen immer den gleichen „Knopf“ bei Ihnen? Je besser Sie über Ihre Schwachpunkte Bescheid wissen, desto besser können Sie sich wappnen. Entweder, indem Sie diese bearbeiten oder aber vorbereitet sind, sobald jemand das Thema darauf bringt.

6. Gehen Sie gnädig mit sich um

Nicht selten ist der innere Kritiker besonders hart und fördert die Wut geradezu. So wie Sie aber auch anderen Menschen gegenüber gnädig sein sollten, sollten Sie für sich selbst Mitgefühl und Verständnis zeigen. Statt wütend über Fehler zu sein, können Sie sich vornehmen, sie nicht erneut zu begehen. Und mit Blick auf vergangene Zeiten sollten Sie sich verdeutlichen: Mit dem Wissen, das Sie heute haben, wäre Ihnen das früher nicht passiert. Richten Sie also lieber den Fokus auf die Gegenwart und die Zukunft.

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Welche Bedürfnisse stehen hinter Wut?

Häufig ist Wut Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. Diese können unterschiedlicher Natur sein: Zum Beispiel haben Sie sich enorme Mühe beim Kochen gegeben und Ihr Partner beachtet das gar nicht. Oder Sie sind dem Haushalt erneut völlig allein überlassen, Ihre Kinder helfen kein Stück. Im Job gibt ein Kollege Ihre Idee als seine aus.

Kaum Wertschätzung, fehlende Unterstützung, mangelnder Respekt beziehungsweise Unfairness sind typische Ursachen für Zorn. Welche Bedürfnisse es im individuellen Fall sind, gilt es sich bewusst zu machen:

  1. Was genau hat mich an dieser Situation gestört?
    Hat eine Person etwas Falsches gesagt oder getan? Oder sind Sie unzufrieden mit Ihrem Verhalten, schlechten Leistungen oder dergleichen?
  2. Wie fühle ich mich im Moment?
    Bewerten Sie nicht nur in gut oder schlecht, sondern versuchen Sie, Ihrem Gefühl genauer auf den Grund zu gehen: Traurig, hilflos, ungeliebt, respektlos behandelt… Das hilft beim nächsten Schritt.
  3. Was kann ich dem entgegensetzen?
    Idealerweise finden Sie eine konstruktive Lösung, um die Ursache für Ihren Ärger zu beseitigen. In manchen Situationen (etwa bei Hierarchiegefälle) sind Ihnen vielleicht die Hände gebunden. In dem Fall können Akzeptanz und Loslassen eine Lösung sein.
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Ist das Gefühl der Wut sinnvoll?

Einem Kleinkind verzeiht man seinen Tobsuchtsanfall: Das Kind hat noch nicht gelernt, seine Gefühle zu kontrollieren geschweige denn, angemessen zu artikulieren. Ein solches Verhalten bei einem Erwachsenen wäre aber undenkbar. Und ebenso verurteilt die Gesellschaft aggressive Ausbrüche. Die Versuche, Menschen zu gemäßigtem Verhalten zu bewegen, reichen bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück. Ob antike Autoren wie Seneca oder große Weltreligionen: Ihnen allen liegt die Meinung zugrunde, dass Wut etwas Schädliches sei, das es zu beherrschen gelte. Das Christentum erklärte Zorn kurzerhand zur Todsünde, der Buddhismus versuchte ihm durch Meditation beizukommen.

Dabei ist das Gefühl der Wut sinnvoll. Die Psychologie sieht darin ein Warnsignal des Körpers, das es zu verstehen gilt. Es zeigt dem Zornigen, dass etwas nicht in Ordnung ist: Eine Grenze wurde überschritten. Die Person ist also angehalten, etwas zu verändern. Sinnvoll ist das Gefühl nicht nur für Sie selbst, sondern auch als Signal für andere. Nicht jeder merkt sofort, wenn er sich beispielsweise im Ton vergriffen hat.

Unterdrückte Wut hat Folgen

Manche leben ihre Wut aus. Tätliche Angriffe gegen Personen, Zerschlagen von Gegenständen: Wer gerade unter Strom steht, zettelt leichter Streit an und schafft so einen neuen Anlass für Wut. All das mag zwar kurzfristige Befriedigung verschaffen, hilft aber nicht wirklich. Wohin also mit der Emotion? Sie zu negieren und zu unterdrücken ist auch kein Weg.

Denn Forschungen zeigen, dass dauerhaft unterdrückte Wut zu Depressionen führt. Betroffen sind vor allem diejenigen, die sich ohnmächtig gegenüber denjenigen fühlen, die Ursache für den angestauten Frust sind.

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[Bildnachweis: Krakenimages.com by Shutterstock.com]

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