Ursachen von Panikattacken
Bei einer Panikattacke leiden die Betroffenen für eine kurze Zeit unter starker Angst. Diese kommt in aller Regel recht plötzlich und ohne Vorwarnung. Obwohl diese Phase extrem belastend ist, stellt sie aus objektiv-medizinischer Sicht keine Bedrohung dar.
Oft wird behauptet, Stress würde eine Panikattacke verursachen. Das ist jedoch nicht exakt: Stress kann zwar ein Auslöser sein. Die Ursachen liegen für häufige Panikanfälle liegen jedoch häufig woanders:
- Psychische Erkrankungen wie Depression, Paranoia oder Angststörungen
- Traumatische Erfahrungen in der Kindheit
- Trauer durch Verlust einer engen Bezugsperson
- Abhängigkeiten und Suchtverhalten
- Emotionale Belastungen
- Negative Denkspiralen, Pessimismus und Schwarz-Weiß-Denken
- Übertriebener Perfektionismus
Panikattacken: Was hilft?
Panikattacken sind im Grunde harmlos. Dies gilt es, sich beim Eintreten klar zu machen. Viele Mediziner antworten deshalb auf die Frage, was bei einem akuten Anfall zu tun ist, mit: „Abwarten, bis er vorüber ist.“
Das sagt sich jedoch einfacher, als es ist. Wer unter eine Panikattacke leidet, für den ist das ruhige und geduldige Abwarten nicht möglich. Andernfalls würde dieser Mensch ja nicht darunter leiden.
Es gibt daher einige Tipps, wie Sie mit einem Panikanfall besser umgehen können:
- Ordnen Sie Ihre Gefühle
Machen Sie sich klar, dass Sie gerade unter einer Panikattacke leiden und dass diese nicht lebensbedrohlich ist. - Atmen Sie ruhig
Legen Sie besonderen Wert auf ein tiefes und langsames Ausatmen. - Vertrauen Sie sich
Ihr Körper reagiert automatisch richtig. Bei einer großen körperlichen Belastung wie beim Sport hält er die Symptome wie Herzrasen schließlich ebenfalls aus. - Ergeben Sie sich nicht
Behalten Sie die gedanklich Führung. Lassen Sie sich nicht von der Angst leiten, sondern machen Sie sich bewusst, dass Sie die Attacke mit positiven Gedanken bis zu einem gewissen Maß steuern können.
Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und dem weitgehenden Verzicht auf Alkohol, Rauchen und Koffein senkt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu weiteren Attacken kommt. Auch auf ausreichend Schlaf sollten Sie dabei achten.
Panikattacken nachts: Was tun?
Ungefähr die Hälfte aller Panikattacken treten nachts oder beim Einschlafen auf. Der Grund dafür ist wissenschaftlich noch nicht erforscht – ist dies doch eigentlich die Zeit, in der der Körper zur Ruhe kommt und nicht zur Höchstform aufläuft.
Da unsere Gefühle nachts meist intensiver wahrgenommen werden, fühlen sich auch Panikattacken heftiger an als tagsüber. Gezielte Atemübungen können in diesen Fällen besonders helfen: Atmen Sie tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund wieder aus – am besten in drei kurzen Atemstößen.
Wenn Sie sich hinlegen, geben Sie zudem den Muskeln die Möglichkeit, sich besser zu entspannen. Denken Sie dabei bewusst an ein schönes Erlebnis oder betrachten Sie einen bestimmten Gegenstand im Raum genau in allen Details.
Panikattacken tagsüber: Ablenkung und Atemkontrolle helfen
Diese Methoden helfen zwar auch tagsüber. Allerdings sind sie nur selten so leicht umsetzbar wie zuhause im Bett. Da die Panikattacken tagsüber meist in Situationen auftreten, in denen ohnehin eine stressige Situation vorherrscht, ist eine Muskelentspannung zum Beispiel schwierig.
Die Atemkontrolle lässt sich jedoch immer und jederzeit durchführen. Damit ist schon viel gewonnen. Und auch die Konzentration auf einen bestimmten Gegenstand kann ihnen bei der Bewältigung einer Attacke helfen.
Todesangst bei Panikattacken: Kontrolle im Vorfeld
Was für die meisten Betroffenen die Panikattacken so schlimm macht, ist die Todesangst. Sie haben die Furcht, dass lebenswichtige Organe plötzlich ihre Funktion einschränken oder ganz aufgeben könnten.
Daher ist es wichtig, sich schon im Vorfeld immer wieder darüber klar zu werden, dass eine Panikattacke definitiv nicht zum Tode führt. Es gilt, diese Tatsache zu verinnerlichen. Setzen Sie sich also regelmäßig mit damit auseinander. Denn im eigentlichen Moment der Panikattacke befinden Sie sich in einer Ausnahmesituation und sind nicht für rationale Erklärungen zugänglich.
Schwindelanfälle bei Panikattacken: Sofortmaßnahmen
So unterschiedlich jede Panikattacken auch ist: Schwindelanfälle treten dabei besonders häufig auf. Nachts können Sie sich einfach ins Bett legen, um diese besser zu verkraften. Doch wer den am Tag eine Panikattacke erleidet, kann dies nicht. Hier können kleinere Sofortmaßnahmen helfen:
- Trinken Sie ein Glas kaltes Wasser um Ihren Kreislauf anzuregen.
- Fügen Sie Ihrem Körper Zucker zu: Schokolade oder ein Stück Traubenzucker.
- Wenn irgend möglich: Lagern Sie die Beine höher als den Rest den Körpers.
- Fixieren Sie einen Punkt in der Ferne, um die Schwindelgefühle wieder auszugleichen.
Panikattacken Symptome: Wie äußert sich eine Panikattacke?
Panikattacken verursachen nicht nur Schwindelgefühle. Durch die Angst werden meist weitere körperliche Prozesse ausgelöst. Besonders häufig sind dabei:
- Herzrasen
- Zittern
- Schweißausbrüche
- Schmerzen im Bauch- oder Brustbereich
- Atemnot
- Todesängste
- Übelkeit oder Durchfall
- Schüttelfrost
- Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen
Einige dieser Symptome gleichen denen einer akuten Depression. Allerdings klingen diese Beschwerden bei einer Panikattacke in der Regel nach wenigen Minuten wieder ab. Ein solcher Anfall dauert im Schnitt ungefähr zehn Minuten. Selten geht er länger als eine halbe Stunde.
Diese Zeit fühlt sich für die Betroffenen allerdings wie eine Ewigkeit an. Gerade weil die Symptome oft an lebenswichtigen Körperfunktionen auftreten, ergibt sich ein Teufelskreis der Angst.
Die Häufigkeit ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Einige erleiden täglich oder zumindest mehrmals pro Woche eine solche Attacke. Andere hingegen sind über viele Wochen oder gar Monate symptomfrei.
Auftreten von Panikattacken
Insbesondere Phobien in jeglicher Form lösen neben Stress häufig eine Panikattacke aus. Gerade Menschen, die unter der Angst vor engen Räumen oder vor Höhe leiden, erleben in diesen Situationen eine solche Reaktion. Doch oft treten die Attacken auch ohne offensichtlichen Grund auf.
Rund jeder zehnte Deutsche erleidet mindestens einmal in seinem Leben einen solchen Anfall. Bei jedem dritten von ihnen treten sie gar wiederholt mehrmals pro Jahr auf. Frauen sind dabei ungefähr doppelt so oft betroffen wie Männer.
Unterschiedliche Arten von Panikattacken
Da jeder Mensch auf einen Anfall anders reagiert, unterscheidet man verschiedene Arten von Panikattacken:
- Panikattacke aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung
- Panikattacke aufgrund einer spezifischen Phobie
- Panikattacke aufgrund einer Zwangsstörung
- Panikattacke aufgrund der sozialen Umgebung
- Panikattacke ohne erkennbaren Grund
Genaue Diagnose oft schwierig
Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen von Panikattacken sowie der kurzen Zeit, ist eine genaue ärztliche Diagnose im Akutfall häufig schwierig. Meist wenden sich Patienten erst bei wiederholten Attacken an ihren Arzt oder wenn sie sich bereits im Teufelskreis der Angst vor der Angst befinden.
Der Arzt verschafft sich in einem ausführlichen Gespräch ein Bild über die Hintergründe und die Auswirkungen der Panikanfälle. Umfangreiche medizinische Tests und körperliche Untersuchungen sind dabei nicht vorgesehen sofern keine anderen Erkrankungen vorliegen.
Panikattacken loswerden: Wie gut wirken Medikamente?
Wer oft unter Panikattacken leidet, bekommt unter Umständen Medikamente verschrieben. Diese sind vor allem Antidepressiva und Angstlöser.
So lassen sich die Anzahl der Anfälle verringern. Allerdings behandeln die Medikamente nicht die Ursachen und haben oft Nebenwirkungen. Werden die Medikamente dann abgesetzt, ist meist nichts gewonnen und die Panikattacken treten wieder wie gewohnt auf.
Daher sind Medikamente als einzige Therapie ungeeignet. Im Gegenteil: Sie vermindern eher den Leidensdruck, die wirkliche Ursache anzugehen. Sie können jedoch eine Hilfe im Akutfall sein, bevor eine Psychotherapie begonnen wird.
Behandlung durch Psychotherapie
Wer nur einmal eine Panikattacke durchlebt hat, wird diese womöglich bald wieder vergessen haben. Bei einer Wiederholung wird jedoch dringend von Ärzten empfohlen, sich in Behandlung zu begeben, damit aus den Panikattacken keine dauerhafte Panikstörung wird. Je früher Sie das angehen, umso größer die Wahrscheinlichkeit, die Anfälle schnell in den Griff zu bekommen.
Als Therapieansätze kommen zwei Varianten in Frage, die in der Regel miteinander kombiniert werden:
- Bei der Konfrontationstherapie (Expositionstherapie) werden die Betroffenen sukzessive stärker mit den Ängsten oder Vorstellungen konfrontiert, welche die Attacken auslösen.
- Bei der Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen, sich angstverursachenden Situationen zu stellen und zu erkennen, wann diese Ängste unbegründet sind. Zudem erlernen sie Entspannungstechniken, um die Attacken besser in den Griff bekommen zu können.
Sind traumatische Erlebnisse aus der Kindheit ein Auslöser für die Panikattacken, kann eine umfangreichere Psychoanalyse außerdem sinnvoll sein. So können diese tiefliegenden Verhaltensmuster genau betrachtet und an die Oberfläche geholt werden. Denn erst, wenn der Patient sich diese vergegenwärtigt und begriffen hat, kann er lernen, besser damit umzugehen.
Panikattacken Test: Sind Sie gefährdet?
Wer sich unsicher ist, ob er an Panikattacken leidet, kann dies anhand eines kleinen Tests mit vier einfachen Fragen überprüfen:
- Haben Sie in den letzten vier Wochen ein spontan und ohne Grund auftretendes Gefühl der Furcht wahrgenommen?
- Traten diese Angstausbrüche in den letzten Jahren häufiger auf?
- Hatten Sie dabei Angst, völlig die Kontrolle über Ihr Leben zu verlieren?
- Haben Sie Angst, dass Sie solche Anfälle wieder ereilen könnten?
Wenn Sie diese vier Fragen mit JA beantworten können, dann sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen und ins Vertrauen ziehen. Er wird in Ruhe mit Ihnen besprechen, ob eine Therapie nötig ist und wenn ja: welche.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.