Gemeinsam einsam in der Ehe
Sich einsam in der Ehe zu fühlen, bedeutet nicht, dass die Liebe erloschen ist. Sie können sich in Ihrer Beziehung einsam fühlen und dennoch etwas für Ihren Partner, Ihre Partnerin empfinden. Das Gefühl der Einsamkeit ist eher ein Ergebnis der emotionalen Distanz, in der Sie sich zur Zeit befinden. Vielleicht fehlen Ihnen die Zärtlichkeit, liebevolle Worte und Gesten, welche Sie einmal herzlich miteinander verbunden haben.
Wer sich einsam fühlt, nimmt ein Ungleichgewicht zwischen der gewünschten Beziehung und der tatsächlich gelebten wahr. Er fühlt sich vermehrt emotional isoliert und sehnt sich nach mehr Nähe und Vertrautheit.
Darin liegt auch der Unterschied zum „Alleinsein“. Wer sich allein fühlt ist grundsätzlich mit dem anderen verbunden. Er weiß um die tiefe Vertrautheit mit dem Menschen, den er liebt. Nur ist dieser gerade nicht physisch anwesend.
Wer einsam ist, fühlt sich von seinem Liebespartner abgeschnitten. Dieser ist körperlich anwesend – und doch gefühlt weit weg, weil er seinen eigenen Gedanken und Empfindungen nachgeht. Zuwendung, die so wichtig für eine intakte Beziehung wäre, fehlt.
Symptome der Einsamkeit in der Beziehung
Jeder empfindet Einsamkeit anders. Die folgende Auflistung erhebt deshalb nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll eher eine Hilfestellung sein, damit Sie für sich leichter analysieren können, warum Sie sich derzeit einsam fühlen.
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Gespräche sind nur noch oberflächlich.
Sie leben in einer Zweckgemeinschaft. Sie sprechen über alltägliche Dinge, um Ihr Leben zu organisieren. Bei gemeinsamen Mahlzeiten, werden nur einfache Absprachen getroffen. Gespräche mit Tiefgang finden nicht statt.
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Gemeinsame Aktivitäten finden nicht statt.
Sie bewohnen Haus oder Wohnung gemeinsam, unternehmen aber nichts als Paar. Im Gegenteil: Jeder pflegt seine eigenen Freundschaften und geht dem geliebten Hobby nach. Eine gemeinsame Reise im Jahr ist Pflicht, aber andere Unternehmungen finden nicht statt. Es ist langweilig zwischen Ihnen beiden geworden.
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Emotionen und Sorgen werden nicht miteinander geteilt.
Sie lachen und weinen nicht mehr gemeinsam. Freude wird nicht geteilt und Sorgen nicht gemeinsam getragen. Stattdessen versucht jeder allein mit seinen Problemen klar zu kommen.
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Es gibt kaum noch leidenschaftliche Momente.
Das Feuer zwischen Ihnen lodert nicht mehr. Sexuelle Leidenschaft wirkt erloschen und Zärtlichkeiten sind immer weniger geworden. Sie sitzen nebeneinander auf der Couch, liegen zusammen im Bett, aber es existiert keine Sehnsucht nach Nähe und Intimität.
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Schweigen wird dem Streiten vorgezogen.
Miteinander um eine gemeinsame Meinung ringen, ist anstrengend. Sie haben sich soweit auseinander gelebt, dass Sie keine Kraft in Konflikte stecken. Schweigen und Ignorieren erscheinen indes leichter.
Gründe für die Einsamkeit
Einsam fühlen Sie sich in einer Beziehung nicht von einem Moment auf den anderen. Im Gegenteil: Es ist ein schleichender Prozess, an dem in der Regel beide beteiligt sind. Folgende Fakten können Ursache für die gefühlte Einsamkeit sein:
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Sie haben sich auseinander gelebt.
Ursprünglich wollten Sie gemeinsam durch das Leben gehen – und dann kam es anders. Aus dem „Miteinander“ wurde langsam ein „Nebeneinander“. Wahrscheinlich haben Sie in der Vergangenheit nicht einmal viel gestritten. Oft verläuft die Beziehung reibungslos, nur das Wir-Gefühl schwindet Schritt für Schritt.
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Sie verbringen wenig Zeit miteinander.
Vielleicht sind Sie beide sehr im Beruf eingespannt. Oder Sie kümmern sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen. Es bleibt keine Zeit mehr, in der Sie zusammen etwas unternehmen, – und wenn Sie Zeit haben, fühlen Sie sich müde und ausgelaugt, so dass Sie am liebsten nur auf dem Sofa sitzen oder schlafen wollen.
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Sie unterstützen sich nicht.
Jeder nimmt seine Pflichten wahr und führt Sie verantwortungsbewusst aus. Aber es kommt keine fürsorgliche Frage vom Partner: „Kann ich dir Arbeit abnehmen? Kann ich dir irgendwo helfen?“ Dadurch fühlen Sie sich mit Ihren Aufgaben allein gelassen.
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Sie schenken sich gegenseitig keinen Respekt.
Sie haben den Eindruck, Ihr Partner achtet Sie nicht mehr. Die frühere Bewunderung ist verschwunden und nun sind die erbrachten Leistungen nicht mehr erwähnenswert.
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Sie bewegen sich viel in der virtuellen Welt.
Surfen im Internet ist keinesfalls nur ein Problem der jungen Generation. Auch die ältere findet hier viel Ablenkung. Das kann dazu führen, dass Sie lieber chatten, kleine Filme konsumieren oder sich einfach im Netz treiben lassen, als das Gespräch mit Ihrem Partner zu suchen.
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Ihr Partner ist Ihnen untreu.
Ein Seitensprung, eine Affäre oder eine One-Night-Stand ist ein heftiger Einschnitt und verändert vieles in einer Partnerschaft. Das Vertrauen ist belastet und Sie müssen eine Menge aufarbeiten. In dieser Zeit fühlen Sie sich einsam, weil Sie erst einmal Ihre Gedanken ganz allein sortieren und Ihre Meinung zum Geschehenen finden müssen.
Der erste Schritt raus aus der Einsamkeit
Das Gute ist: Sie können etwas an dieser Situation verändern. Sie müssen nicht in der Einsamkeit verharren und können wieder zueinander finden. Das Wichtigste ist, dass Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin reden. Ein Gespräch können Sie vorbereiten, in dem Sie sich folgende Fragen stellen:
- Welche schönen Momente haben wir in der letzten Vergangenheit erlebt?
- Wann fühle ich mich eigentlich einsam?
- Rede ich mit meinem Partner/meiner Partnerin noch über meine innigsten Gedanken?
- Hört mir mein Partner/meine Partnerin aktiv zu oder verhält er/sie sich gleichgültig?
- Sieht mein Partner/meine Partnerin meine Stärken und auch meine Schwächen? Wie reagiert er/sie darauf?
- Warum fühle ich mich eigentlich einsam? Was trägt mein Partner/meine Partnerin dazu bei?
- Kann es sein, dass mein Partner/meine Partnerin sich auch einsam fühlt?
- Was wünsche ich mir sehnlichst von meinem Partner/meiner Partnerin?
- Was können wir tun, damit wir wieder eine größere Nähe und Intimität empfinden?
- Kann es sein, dass ich zu viel von meinem Partner/meiner Partnerin fordere?
Was tun gegen Einsamkeit in der Partnerschaft?
Wenn Sie sich einsam in Ihrer Beziehung fühlen, sollten Sie die Initiative ergreifen und den ersten Schritt in Richtung Veränderung wagen. Es ist ein Anfang. Letztendlich müssen Sie beide gemeinsam an Ihrer Beziehung arbeiten, um sie tiefgreifend zu verändern.
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Suchen Sie sich einen Gesprächspartner.
Oft fühlen wir ein Gefühlswirrwarr und können schwer definieren, worin unsere Traurigkeit begründet ist. Im Gespräch mit einer vertrauten Person formulieren wir unseren Konflikt klar, verstehen die Gründe für die Einsamkeit und können Lösungswege entwickeln. Suchen Sie sich darum einen Freund, mit dem Sie offen reden können. Wenn keiner für Sie da ist, kann die Telefonseelsorge eine Hilfe sein. Hier können Sie sich anonym im Gespräch öffnen.
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Sprechen Sie mit Ihrem Partner.
Das ist oft der schwierigste Schritt. Sie haben für sich das Problem formuliert und müssen nun mit Ihrem Partner reden. Es ist nicht leicht aus der gefühlten Isolation herauszutreten und das Gespräch mit dem Menschen zu suchen, der einem eigentlich ganz nah sein sollte. Ganz wichtig für die Aussprache: Senden Sie nur Ich-Botschaften! Vertrauen Sie Ihrem Partner an, wie Sie sich fühlen. „Ich bin oft traurig, weil ich mich einsam fühle.“ Machen Sie keine Vorwürfe, sondern teilen Sie möglichst sachlich Ihre Gefühle mit.
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Schenken Sie sich Aufmerksamkeit.
Vielleicht ist das jetzt überraschend für Sie. Aber meistens fühlen sich beide Partner in einer Beziehung einsam. Oft hat sich der andere mit dem Gefühl schon arrangiert, Lösungen für sich allein gesucht und die Einsamkeit mit anderen Beschäftigungen gefüllt. Vermutlich leiden Sie beide an mangelnder Aufmerksamkeit. Sie können an dieser Situation etwas ändern: Hören Sie Ihrem Partner zu, wenn er von seinen persönlichen Themen berichtet. Lauschen Sie seinen Erlebnissen und nehmen Sie an seinen Gefühlen anteil.
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Zeigen Sie Interesse an Ihrem Partner.
Sind Sie der Überzeugung „Mein Partner muss doch wissen, dass ich mich für ihn interessiere!“, dann hinterfragen Sie sich einmal selbst: Wann habe ich das letzte Mal ehrliches Interesse gezeigt? Wann habe ich nach seinen Gedanken gefragt und aktiv zugehört und gefragt: „Was ist zur Zeit deine größte Sorge? Was wünschst du dir sehnlichst? Womit könnte ich dir gerade helfen?“
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Versuchen Sie die Perspektive Ihres Partner einzunehmen.
Oft beurteilen wir die Welt nach unseren eigenen Maßstäben, während unserem Partner andere Werte wichtig sind. Setzen Sie einmal seine Brille auf und versuchen Sie Ihr Leben durch seine Augen zu sehen. Was für Herausforderungen muss er gerade meistern? Wie fühlt er sich? Wie erlebt er mich dabei gerade?
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Entwickeln Sie gemeinsame Rituale
So abgedroschen es auch klingen mag, aber Rituale können in der ersten Zeit helfen, wieder zueinander zu finden. Verabreden Sie sich zu festen Zeiten, in denen Sie nur für einander da sind: Ein gemeinsames Essen, ein gemeinsamer Spaziergang, zu zweit in der Sauna.
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Bauen Sie Liebesmomente in Ihren Alltag ein
Oft verlässt man das Haus und gibt dem Partner einen flüchtigen Abschiedskuss. Nutzen Sie solche Augenblicke bewusst und machen Sie daraus Ihren Liebesmoment: Halten Sie inne – und nehmen Sie sich Zeit, sich mit einer innigen Umarmung, einem Kuss und einem liebevollen Wort zu verabschieden.
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Setzen Sie sich gemeinsam Ziele im Leben
Gemeinsame Ziele verbinden, denn beide stecken Kraft und Zeit in das neue Projekt – die Renovierung eines Zimmers, eine Reise oder eine ehrenamtliche Arbeit. Sie finden neuen Gesprächsstoff, leiden gemeinsam, wenn etwas nicht umsetzbar ist, und freuen sich noch viel mehr am gemeinsamen Erfolg.
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Nutzen Sie die Eheberatung oder Paartherapie
Vielleicht denken Sie nun: „In unserem Alter noch zu einer Eheberatung gehen? Das ist Blödsinn. Wir sind nun schon mehrere Jahrzehnte zusammen, wir brauchen keine Hilfe von außen.“ Viele Paare schleppen Probleme seit Jahren bis ins hohe Alter mit sich herum und haben nie die Möglichkeit genutzt, sie aufzuarbeiten, weil es anstrengend ist und sie mögliche Konsequenzen fürchteten. Nutzen Sie die Chance und nehmen Sie die Hilfe einer Eheberatung oder einer Paartherapie an. Man lernt nie aus und ist auch nie zu alt.
Die fünf Sprachen der Liebe
Das Wichtigste zum Schluss: Wissen Sie schon, welche Sprache der Liebe Ihr Partner spricht?
Der amerikanische Paarberater Gary Chapman hat die fünf Sprachen der Liebe festgehalten:
- Lob und Anerkennung
- Zweisamkeit
- Geschenke
- Hilfsbereitschaft
- und Zärtlichkeit
Manche Paare wissen gar nicht, für welche Sprache der Liebe Ihr Partner empfänglich ist. Sie kommunizieren dann aneinander vorbei. Während der eine liebevolle Worte benötigt – „Ich liebe dich, ich vermisse dich“, braucht der andere Hilfe und Unterstützung. Daraus entsteht dann ein Missverständnis. Während der eine denkt, ich sage dir doch die ganze Zeit, wieviel du mir bedeutest, sehnt der andere sich nach liebevollen Taten. Die Liebesbotschaften verfehlen dann leider ihr Ziel.
Welche Sprache der Liebe sprechen Sie?
Gemeinsam einsam – Sprüche
- „Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.“ (Erich Kästner)
- „Viel schlimmer als einsam zu sein, wenn man allein ist, ist einsam zu sein, wenn der andere genau neben einem liegt.“ (Fundstück)
- „Lieber allein sein als gemeinsam einsam.“ (Gräfin Fito)
- „Es gibt wirklich Leute, in deren Gesellschaft man sich noch viel einsamer fühlt, als wann man ganz allein ist.“ (Sacha Guitry)
- „Wirkliche Einsamkeit beschränkt sich nicht unbedingt auf die Zeit, in der man alleine ist.“ (Charles Bukowski)
- „Was nützt das größte Glück wenn man niemanden hat, mit dem man es teilen kann?“ (Fundstück)
- „Die Empfindung des Einsamseins ist schmerzlich, wenn sie uns im Gewühl der Welt, unerträglich jedoch, wenn sie uns im Schoße unserer Familie überfällt.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
- „Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.“ (Mutter Teresa)
- „Die Einsamkeit inmitten einer Menschenmenge ist die schlimmste Art von Einsamkeit.“ (Lauren Kate)
- „Die größte Krankheit unserer Zeit ist, dass die Menschen sich ungeliebt fühlen.“ (Prinzessin Diana)
- „Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.“ (Fundstück)
- „Wenn dich alles verlassen hat, kommt das Alleinsein. Wenn du alles verlassen hast, kommt die Einsamkeit.“ (Alfred Polgar)
- „Ist es nicht unglaublich, dass wir maßlos unter unserer Einsamkeit Leiden und uns doch mit einer brennenden Sehnsucht wünschen, allein zu sein?“ (Heinrich Böll)
Weiterführende Artikel
- Einsamkeit bekämpfen: Symptome, Test, Tipps
- Partnerschaft: Tipps für eine erfüllte Liebe im Alter
- Phasen einer Beziehung: In welcher stecken wir?
- Altersunterschied in der Beziehung: Wie groß darf er sein?
- Veränderungen: 9 Wege, um sie zu meistern
- Freunde finden: Neue Menschen mit 50 plus kennenlernen