Mehrgenerationenhaus: Wohn- und Treffpunkt im MGH

In einem Mehrgenerationenhaus wohnen – das war früher normal. Die ganze Familie lebte unter einem Dach miteinander, verschiedene Generationen kamen zusammen. Heute erlebt das Mehrgenerationenhaus ein Revival, nicht nur als Wohnform. Häufig sind nennen sich auch öffentliche Treffpunkte so. Sie sollen junge und ältere Menschen zusammenbringen und zum Austausch anregen. Welche Vorteile ein Mehrgenerationenhaus konkret bietet und wie es gestaltet werden kann…

Mehrgenerationenhaus: Wohn- und Treffpunkt im MGH

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Was ist ein Mehrgenerationenhaus?

In einem Mehrgenerationenhaus (MGH) sollen junge und ältere Menschen zusammenkommen. Das Ziel ist nicht nur, einen Austausch zwischen ihnen zu ermöglichen, sondern auch ein soziales Miteinander zu generieren. Auf diese Weise soll gegenseitige Hilfe, Unterstützung und Wertschätzung gewährleistet werden. Allerdings ist der Begriff „Mehrgenerationenhaus“ ist nicht geschützt, daher existiert er in unterschiedlichen Bedeutungen. Gebräuchlich sind dabei konkret diese zwei:

Mehrgenerationenhaus als Wohnform

Ein Mehrgenerationenhaus kann eine Haus- oder Wohngemeinschaft sein. Korrekterweise ist dann auch vom „Mehrgenerationenwohnen“ die Rede. In dieser Wohnform leben verschiedene Generationen langfristig unter einem Dach oder in einer Wohneinheit zusammen und wirtschaften sogar mitunter. Zuweilen sind solche Mehrgenerationenhäuser in zwei oder drei Einheiten aufgeteilt, um jeder Generation ihren persönlichen Rückzugsort zu ermöglichen. Mitunter sind sie als Mietshäuser (beispielsweise von Wohnungsgesellschaften) angelegt.

In anderen Fällen werben Anbieter von Fertighäusern mit Mehrgenerationshäusern. In dem Fall handelt es sich im Prinzip meist um Zweifamilienhäuser, in denen beispielsweise Eltern mit ihren erwachsenen Kindern und Enkel unter einem Dach leben. Allen Wohnformen gemein ist, dass sie die Ressourcen der unterschiedlichen Generationen bündeln. Gleichzeitig bleibt neben dem Austausch die Unabhängigkeit und Privatsphäre gewahrt.

Mehrgenerationenhaus als Treffpunkt

In vielen Städten und Gemeinden gibt es Mehrgenerationenhäuser als offene Treffpunkte mit verschiedenen Angeboten. So sind in diesen Treffs beispielsweise häufig Seniorenbegegnungsstätten, Kinderbetreuungseinrichtungen und niederschwellige Bildungsangebote ebenso unter einem Dach integriert. Auch ein Mittagstisch beziehungsweise ein Café oder diverse Veranstaltungen können Teil dieses Mehrgenerationenhauses sein.

All dies soll das Zusammenleben und die Gemeinschaft im Stadtteil oder in einem Dorf fördern. Es einen ermöglicht generationsübergreifenden Austausch auf unterschiedlichsten Ebenen. So ist es zum Teil gelebte Nachbarschaftshilfe und trägt zur Integration von Zugewanderten bei.

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An wen richtet sich ein Mehrgenerationenhaus?

Die Gemeinsamkeit beider Bedeutungen beruht darauf, den Austausch und das Miteinander von jungen und älteren Menschen zu fördern. Etwaige Missverständnisse oder gar Generationenkonflikte lassen sich dadurch ausräumen oder entstehen gar nicht erst. Daher schließen sich beide Bedeutungen nicht aus: Häufig existieren Mischformen, die sowohl das Zusammenleben von unterschiedlichen Generationen ermöglichen, als auch adäquate Freizeit- und Betreuungsangebote offerieren.

Auf den meist weitläufigen Anlagen sind MGH öffentliche Treffpunkte für Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Durch die breite Palette an Angeboten kommt nicht nur Jung und Alt zusammen. Auch Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft bietet das Mehrgenerationenhaus einen Treffpunkt.

Das bietet ein Mehrgenerationenhaus in der Nähe

Ingesamt sind in Deutschland rund 540 Mehrgenerationenhäuser entstanden, die allen Menschen – egal welchen Alters oder welcher Herkunft – nachbarschaftliche Begegnungen und Unterstützungen ermöglichen. Oft spielt das Ehrenamt eine große Rolle: rund 33.000 Menschen engagieren sich dort. Auf diese Weise können ganz unterschiedliche Angebote für Jung und Alt entstehen, wie zum Beispiel:

  • Betreuungsangebote

    Manche älteren Bewohner bieten für berufstätige Eltern eine Kinder- und Jugendbetreuung an. Auf diese Weise füllen sie nicht nur eine Lücke, die Schule, Hort, Jugendtreffs oder Kindertagesstätte nicht füllen können, sondern fördern auch die Toleranz und Akzeptanz beim Nachwuchs. Zudem bleiben die Senioren selbst durch den Austausch geistig rege und länger fit – auch weil sich die ältere Generation noch gebraucht fühlt und ihre Lebenserfahrung wertgeschätzt wird.

  • Bildungsangebote

    Ein großer Bestandteil vieler Mehrgenerationenhäuser sind Angebote um die Bildung der Nachbarn zu fördern. Dazu zählen Kreativangebote, Computerkurse, Berufsorientierung, Sprachkurse und vieles mehr. Das soll nicht nur Erwachsenen im berufsfähigen Alter eine Weiterbildung und -entwicklung ermöglichen, sondern auch den Horizont von Senioren erweitern.

  • Unterstützungsangebote

    Pflegebedürftige können ebenfalls von Freiwilligen aus dem Mehrgenerationenhaus betreut und unterstützt werden. Zwar gibt es für die professionelle Pflege die ambulanten Pflegedienste, aber diesem bleibt für Einkaufshilfen, zwischenmenschlichem Austausch oder einem gemeinsamen Spaziergang keine Zeit. Häufig sind die Senioren über eine Anteilnahme von Engagierten extrem dankbar.

  • Freizeitangebote

    In offenen Treffs stehen allen Nachbarn diverse Angebote, Zeit und Räume für den gegenseitigen Austausch zur Verfügung. Häufig bleibt es jedoch nicht nur dabei. Sondern die Anwohner gestalten mehrfach ihre Zeit zusammen, zum Beispiel durch gemeinsames Kochen, Spielen, Theaterspielen, Erzählen oder Ähnliches. Regelmäßig plant die Gemeinschaft so auch Abendveranstaltungen und führt diese durch.

Ziele von Mehrgenerationenhäusern

Gerade in großen Städten, wo Menschen teils anonym aneinander vorbeileben, ist die Schaffung von Sozialräumen wichtig. Dort können sich die Bewohner eines Stadtteils treffen und miteinander agieren. In einem Mehrgenerationenhaus als Treffpunkt soll diese Begegnung noch weiter gehen: Aktiv beteiligen sich die Freiwilligen bei den Angeboten und gestalten die Möglichkeiten selbst mit, ein offenes Miteinander zu leben. So gleicht kein Mehrgenerationenhaus dem anderen, sondern ist in der Vielfalt von den Freiwilligen abhängig, die sich dort engagieren.

Wichtig ist das Mehrgenerationenhaus zudem vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft. Der soziale Austausch der Generationen erhöht die Lebensqualität und Lebensfreude der Älteren. Mit Blick auf die Gesundheit erfüllen Mehrgenerationenhäuser eine weitere wichtige Funktion. Denn Einsamkeit kann zu Depression und Krankheit führen. Und auch Demenzerkrankte brauchen die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Gleichzeitig profitieren jüngere Generationen vom Wissen und der Weisheit der Älteren.


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Mehrgenerationenhaus mit Eltern oder WG

Wer in einem Mehrgenerationenhaus wohnen möchte, denkt dabei häufig an die frühere Großfamilie: Alle Generationen unter einem Dach – die erwachsenen Kindern wohnen mit ihren Eltern auf einem Grundstück. Doch ein MGH muss nicht zwangsläufig von einer Familie bewohnt werden. Häufig finden sich beim Mehrgenerationenwohnen auch zuvor fremde Personen zu einer Zweckgemeinschaft zusammen, die mit der Zeit idealerweise zu einer Art Zweitfamilie avanciert. Gemeinsame Überzeugungen oder Hobbys halten diese Wohngemeinschaft dann zusammen. Kernmerkmal der Wohnform Mehrgenerationenhaus ist die gegenseitige Unterstützung.

Das kann dann beispielsweise konkret so aussehen: Senioren kümmern sich um Kinder, die mittlere Generation kauft für die Älteren ein, gekocht und gegessen wird dann in der Regel gemeinsam. Danach sitzt man entweder noch spontan zusammen und verbringt gemeinsame Zeit mit Spiel oder Unterhaltungen oder bei Bedarf kann sich auch jeder in seinen Bereich zurückziehen. In der Alltagsgestaltung ist jedes Mehrgenerationenhaus frei – die Tagesabläufe und der Umfang der gegenseitigen Hilfen sind daher durchaus sehr unterschiedlich. Daher ist das Modell auch gerade für Alleinerziehende eine interessante Alternative.

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Was kostet ein Mehrgenerationenhaus?

Ein Mehrgenerationenhaus wird nur selten gemietet. Meistens wird es gekauft oder sogar individuell nach den Bedürfnissen der Bewohner gebaut. Wer sich fürs Mehrgenerationenwohnen interessiert und selbst ein MGH bauen will, muss mehr als für ein klassisches Einfamilienhaus anlegen. Das liegt schon an der Größe der Immobilie. Zusätzlich wirken sich die Lage und die Infrastruktur auf die Kosten für ein Mehrgenerationenhaus aus. Je nach Gegend sind bereits Häuser für unter 300.000 Euro möglich. In und um größeren Städten oder in beliebten Gegenden ist dieser Preis jedoch illusorisch. So kann in der Region um München der Mehrgenerationenhaus-Kauf locker mehrere Millionen kosten.

Mehrgenerationenhaus bauen: Grundriss sollte passen

Immer häufiger werden Häuser gebaut, die ein Zusammenleben von mehreren Generationen ermöglichen. Sie bieten zum einen zwar abgetrennte Wohnräume, aber auch entsprechend große Gemeinschaftsräume wie Küche, Hobbyräume beziehungsweise Gärten und Ähnliches. Allerdings ist nicht jedes Haus beziehungsweise nicht jedes Grundstück dafür geeignet. Wer ein Mehrgenerationenhaus plant, sollte daher darauf achten, dass der Grundriss den Anforderungen entspricht.

Finanzierung eines Mehrgenerationenhauses

Die Finanzierung sollte von Beginn an klar sein, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden. Beim Kauf und der Gestaltung sollten Sie zudem eine zukünftige Pflegebedürftigkeit mit einkalkulieren. Wer hier gut plant und alle Eventualitäten – auch hinsichtlich einer möglichen Erbschaft – gemeinsam bespricht, erleichtert allen Beteiligten das Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus.

Planen zwei oder mehr Parteien gleichzeitig den Einzug ins Mehrgenerationenhaus, teilen sie sich für gewöhnlich auch die Finanzierung. Durch das höhere Eigenkapital lassen sich meist günstigere Konditionen bei den Kreditzinsen bewirken. Exakte Einsparungen bei den Kosten lassen sich nicht beziffern, da diese je nach individuellen Wünschen abweichen. Darlehen für den Bau sind aber nur ein Baustein in der Finanzierung.

Da das Mehrgenerationenhaus barrierefrei sein sollte, stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. So können Bauherren beispielsweise Zuschüsse und günstige Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für barrierefreies Wohnen erhalten. Daneben gibt es die Möglichkeit zu steuerlichen Vergünstigungen: Als Vermieter eines MGH können Sie Erwerb- und Instandhaltungskosten als Werbungskosten absetzen. Liegen diese über der Miete, können Sie die Ausgaben als Verluste angeben.

Mehrgenerationenhaus: Voraussetzungen und Optionen

Wer in ein Mehrgenerationenhaus ziehen möchte, kann zwischen unterschiedlichen Modellen wählen. Möglich ist das Generationenwohnen in einer gemeinsamen Wohneinheit. Oder aber Sie entscheiden sich für zwei getrennten Wohneinheiten jeweils für Senioren und Familie. Welches Modell Sie wählen, hängt natürlich davon ab, wie gut sie sich verstehen, wieviel Platz Sie benötigen und wie Ihr finanzieller Rahmen aussieht. Für die meisten Menschen überwiegen klar die Vorteile von zwei getrennten Wohneinheiten. Daher ist dies die gebräuchlichste Variante. Die Gründe dafür:

  • Jede Generation hat ihre Rückzugsmöglichkeiten.
  • Es kann sich jede Partei individuell einrichten.
  • Sowohl beim Kauf, als auch bei einer Miete sind die finanziellen Rahmenbedingungen geklärt.
  • Gegenseitige Hilfe im Pflegefall oder bei der Kinderbetreuung sind dennoch gewährleistet.

Ist weniger Platz vorhanden oder das Verhältnis zwischen den Generationen sehr innig, wählt man zuweilen auch aus finanziellen Gründen ein Mehrgenerationenhaus mit einer gemeinsamen Wohneinheit. Diese Variante ist aber eher seltener verbreitet.

Mehrgenerationenhaus: Bedeutung für das Gemeinwesen

Der wichtigste Grundsatz in einem Mehrgenerationenhaus ist die Freiwilligkeit. Der Treff lebt vom sozialen Engagement der Nachbarn. Er kann daher nur so verankert in der Kommune oder dem Stadtteil sein, wie stark sich die Menschen dort beteiligen. So wurden schon in vielen Gegenden durch die Potenziale und Erfahrungen der unterschiedlichen Generationen aus tristen Nachbarschaften blühende Gemeinwesen. Ein Mehrgenerationenhaus ist somit nicht nur ein Ort der Angebote, sondern auch Kontaktbörse und Begegnungsstätte.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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