Was ist eine Senioren-WG?
Eine Senioren-WG ist eine Wohngemeinschaft von mehreren älteren Menschen. Die einzelnen Konzepte können allerdings stark von einander abweichen. Je nach gesundheitlicher Verfassung beziehungsweise Eigenständigkeit der Bewohner weist eine Alten-WG Merkmale der häuslichen Pflege auf:
Senioren-WG nach klassischer Art
In einer typischen Wohngemeinschaft hat jeder Bewohner sein eigenes Zimmer. Küche, Wohnzimmer und Bad sind aber häufig Gemeinschaftsräume. Das gilt auch für diese Form der Alten-WG, die absolut privat initiiert ist. Ein allgemein gültiges Mindest- oder Höchstalter gibt es nicht. Ziel einer Senioren-WG ist ein möglichst selbstbestimmtes Leben, bei dem sich die Bewohner die anfallenden Aufgaben im Alltag teilen.
Senioren-WG als Hausgemeinschaft
Senioren-WGs können aber auch Teil einer Hausgemeinschaft in einem normalen Mietshaus sein. Bei dieser Form der Senioren-WG lebt jeder in einer kleinen Wohnung mit eigenem Badezimmer. Daneben existieren aber Gemeinschaftsräume und diverse Freizeitangebote. Diese Form bietet mehr Privatsphäre und Ruhe als die klassische Senioren-WG. Dennoch kann es sein, dass Bewohner sich bei Reparatur- oder Gartenarbeiten einbringen müssen.
Senioren-WG in Trägerschaft
Die Senioren-Wohngemeinschaft kann entweder auf rein private Initiative entstehen oder mit der Unterstützung eines Trägers. Häufig handelt es sich dabei um Wohlfahrtsverbände wie zum Beispiel die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt. Letztere bieten häufig zusätzliche Pflege und Betreuung durch Präsenzkräfte. Manche Senioren-WGs sind an ein Pflegeheim angegliedert. Pflegebedürftige Mitbewohner können so bei Bedarf auf ambulante Dienste des Trägers zurückgreifen.
Voraussetzungen: Für wen eignet sich eine Senioren-WG?
Zu fit fürs Pflegeheim, aber keine Lust allein zu leben: Senioren-Wohngemeinschaften bieten Geselligkeit und unterscheiden sich darin nicht von Studenten-WGs. So lässt sich der Einsamkeit im Alter vorbeugen, ohne auf ein Altenheim angewiesen zu sein. Für die meisten Senioren-WGs sind keine bestimmten Voraussetzungen nötig.
Gleichzeitig kommt es darauf an, wie die Senioren-WG angelegt ist: Es macht einen Unterschied, ob sich privat vier Neu-Ruheständler mit Mitte 60 zusammentun, um eine Wohngemeinschaft zu gründen. Oder ob eine 90-Jährige Demenzkranke nicht mehr allein in der eigenen Wohnung leben kann. Aber auch in diesem Fall gibt es entsprechende WG-Angebote, die sich speziell an Menschen mit Demenz richten. Daher sind manche Senioren-WGs an einen bestimmten Pflegegrad geknüpft, der je nach Zielgruppe nicht über- oder unterschritten werden sollte.
Häufig profitieren Demenzkranke sogar von den Vorzügen einer gemeinschaftlichen Wohnung. Denn durch die Wohlfühlatmosphäre einer „zweiten Familie“ und dem gemeinsamen Angebot eines Pflegedienstes, kann die Krankheit erträglicher gemacht und eventuell sogar im Verlauf etwas abgebremst werden. Dafür wird ein nicht-dementer Ansprechpartner als Moderator eingesetzt, der den Alltag und die organisatorischen Abläufe regelt. Dieser muss nicht zwangsläufig in der Wohngemeinschaft wohnen, jedoch erleichtert dies viele Tätigkeiten wie die Kooperation mit dem Pflegedienst und den Angehörigen.
Senioren-WG mieten oder kaufen?
Bei einer Senioren-WG sind Mietgemeinschaften die Regel. Selten werden Wohnungen von den Mitgliedern einer Senioren-WG zusammen gekauft. Ob Sie in eine Wohngemeinschaft ziehen können, hängt aber häufig von der Verfügbarkeit und den eigenen Möglichkeiten ab. So bietet sich ein Kauf einer Immobilie an, wenn Sie Ihr Geld in eine Wertanlage investieren wollen. Dafür benötigen Sie allerdings das nötige Eigenkapital – Kredite im Alter zu erhalten, ist nicht ganz einfach.
Vorteil bei Selbstbezug: Sie müssen sich keine Sorgen um Mieterhöhungen machen und können sich Ihre Mitbewohner selbst aussuchen. Andererseits haben Sie beim Kauf das mittel- und langfristige Risiko, wenn Sie nicht mehr in der Senioren-WG wohnen möchten. Erst recht, wenn Sie gemeinsam mit Freunden ein Objekt erworben haben. Als Mieter hingegen können Sie leicht jederzeit ausziehen. Außerdem entfallen die Instandhaltungskosten.
Kosten für eine Senioren-WG
Pauschale Angaben zu den Kosten für eine Senioren-WG sind nicht möglich, da diese von verschiedenen Faktoren abhängen:
- Größe
Die Größe einer Senioren-WG kann deutlich variieren: Es gibt Varianten für drei Personen, aber auch Gemeinschaften von zehn oder mehr Bewohnern sind keine Seltenheit. Je mehr Bewohner, desto niedriger der eigene Mietanteil. - Lage
Ein Platz in einer Senioren-WG kostet in einer Privatwohnung auf dem Land oft unter 200 Euro. In einer Metropole wie Hamburg, München, Berlin, Stuttgart oder Köln oder einem Pflegeheim müssen Sie selbstverständlich deutlich mehr berappen: Ab 600 Euro Warmmiete gelten hier als das Minimum. - Organisationsform
Ist die Senioren-WG als private Wohngemeinschaft (analog zur Studenten-WG) organisiert oder Bestandteil eines Pflegeheims? Hier fallen allein durch die pflegerischen Leistungen des Betreuungs- und Pflegepersonals zusätzliche Kosten an. - Ausstattung
Oft unterhalten Wohlfahrtsverbände Senioren-WGs. Die Räumlichkeiten sind dann barrierefrei. Mieter können hier mit entsprechend großzügig geschnittenen Türen und einem Aufzug sowie anderem Komfort rechnen. Auch das wirkt sich auf den Preis aus.
Senioren-WG finanzieren durch Zuschüsse
Auch wenn Sie mit exklusiven Wohnobjekten liebäugeln, kann sich der Einzug in eine Senioren-WG finanziell lohnen. Sie teilen sich nicht nur die Miete, sondern können auch eine Haushaltshilfe und (gegebenenfalls) einen Pflegedienst gemeinsam beauftragen. Außerdem gibt es einige Unterstützungsleistungen der Pflegeversicherung für die Wohngemeinschaft im Alter:
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Wohngruppenzuschlag
Wenn die Bewohner einer Senioren-WG Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung haben, so können sie zusätzlich bis zu 214 Euro monatlich an Wohngruppenzuschlag beziehen. Die Voraussetzung dafür ist, dass mindestens zwei der Bewohner einen anerkannten Pflegegrad haben.
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Anschubfinanzierung
Wer eine Senioren-WG neu gründet und Anspruch auf ein Wohngruppenzuschlag hat, kann für einen altersgerechten beziehungsweise barrierefreien Umbau zudem einmalig eine Anschubfinanzierung von der Pflegekasse beantragen. Diese beläuft sich auf 2.500 Euro pro Bewohner – maximal jedoch 10.000 Euro.
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Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen
Sind weitere bauliche Veränderungen notwendig wie zum Beispiel der Einbau eines Treppenliftes oder einer altersgerechten Badewanne, so zahlt die Pflegeversicherung zudem bis zu 4.000 Euro pro Person (maximal 16.000 Euro pro WG). Wenn sich der Pflegegrad einer der Bewohner erhöht, können diese 4.000 Euro jedoch erneut beantragt werden.
Wie funktioniert eine Senioren-WG?
Bei einer Mietgemeinschaft gibt es drei unterschiedliche Varianten:
Ein Bewohner ist Hauptmieter
Bei dieser Form der Wohngemeinschaft gibt es eine Person, die als Hauptmieter auftritt und wiederum die Räume eigenverantwortlich untervermietet. Dies verursacht jedoch eine Hierarchie und eine Benachteiligung der Untermieter, die nicht immer von Vorteil ist. Bei Konflikten besteht die Möglichkeit, dass der Hauptmieter seinen Untermietern einfach kündigt. Andersherum haftet der Hauptmieter für seine Untermieter gegenüber dem Vermieter, wenn diese bei den Mietzahlungen säumig sind.
Alle Bewohner sind Hauptmieter
Hier unterschreiben alle Bewohner gemeinsam einen Mietvertrag. Dazu kann die Gründung einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) erforderlich sein. Das bedeutet allerdings auch, dass Sie alle Entscheidungen nur als Gemeinschaft treffen können. Außerdem entsteht durch das gemeinsame Mieten eine gesamtschuldnerische Haftung – Sie haften also für eventuelle Mietrückstände und Schäden seitens Ihrer Mitbewohner. Ein weiterer Nachteil: Zieht ein Mitbewohner aus, müssen Sie jedes Mal den alten Mietvertrag kündigen und einen neuen mit der neuen WG-Konstellation aufsetzen. Ein Ausweg hier ist eine entsprechende Klausel im Mietvertrag, die den Mieterwechsel ermöglicht.
Alle Bewohner haben Einzelmietverträge
Die gebräuchlichste Variante ist die, dass jeder Mieter einen eigenen Mietvertrag mit dem Vermieter abschließt – je nach Größe der eigenen Wohnfläche. Die gemeinschaftlich genutzten Räume werden anteilig auf die Miete drauf gerechnet. Hierbei handelt es sich um einen gleichberechtigten Mietvertrag. So muss kein Bewohner Angst haben, für die Schäden des anderen zu haften.
Senioren-WG gründen: Am Meer, auf dem Bauernhof oder…?
Eine Senioren-WG muss nicht unbedingt wie ein Pflegeheim aussehen. Gerade private Wohngemeinschaften bilden sich oft an besonderen Orten, die eine spezielle Lebensqualität bieten. Beispielsweise ein alter Bauernhof, eine Villa in einer Stadt oder ein Haus am Meer.
Wer keine geeignete Wohngemeinschaft in der Nähe findet, kann ebenso gut selbst eine Senioren-WG gründen. Doch die Neugründung erfordert immer einen vergleichsweise hohen persönlichen Einsatz und viel Organisationsaufwand. Es gilt dabei einiges im Vorfeld zu bedenken:
- Rechtliche Beratung
Klären Sie vorab den rechtlichen Rahmen: Kauf oder Miete? Wie hoch soll/kann Ihr Eigenanteil sein? Privates oder kommerzielles Modell (in letzterem Fall ist zum Beispiel ein Businessplan unausweichlich)? Soll eine Genossenschaft gegründet werden? Wie soll das Zusammenleben rechtlich geregelt sein? All dies erfordert juristische Unterstützung. - Mitbewohner
Sind die Finanzierung und die rechtliche Ausgangslage der Senioren-WG geklärt, müssen Sie geeignete Mitbewohner finden: Fragen Sie im Bekanntenkreis nach, inserieren Sie im Internet und in örtlichen Kleinanzeigenblättern. Die Auswahl der Mitbewohner kann zeitaufwendiger sein als zunächst gedacht. Allerdings sollten Sie sich diese Zeit nehmen: Schließlich wollen Sie später ein möglichst reibungsloses und stressfreies Zusammenleben, auch wenn die Pflegebedürftigkeit steigt. - Konzept
Entwickeln Sie mit den Mitbewohnern gemeinsame Zielvorstellungen. Klären Sie gemeinsam, wer welche Aufgabenbereiche übernimmt, wer welche Fähigkeiten mit einbringt und vor allem wie das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz sein soll. Gerade hier gibt es oft Konfliktpotenzial. Auch den Umgang mit der Haushaltskasse und deren Verwaltung sollten Sie unmissverständlich vereinbaren.
Senioren-WG an der Ostsee
Gerade die gesunde Meeresluft, das Rauschen des Wassers und der Strand üben dabei für viele Senioren einen besonderen Reiz aus. Doch die Senioren-WG am Meer ist nicht so einfach zu finden. Zwar sind insbesondere im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern die Grundstücks- und Mietpreise durchaus erschwinglich, doch es geht auch darum, geeignete Häuser für eine Senioren-WG zu finden. Das Portal Senioren-WG Gold bietet passende Angebote. Allerdings ist der Premium-Zugang für diese Seite kostenpflichtig.
Senioren-WG: So finde ich eine in der Nähe
Es gibt immer wieder die eine oder andere Senioren-WG, die nach einem neuen Mitbewohner sucht. Wichtig ist allerdings, dass die zwischenmenschliche Chemie zwischen den Bewohnern stimmt. Daher durchlaufen die Bewerber tatsächlich oft so eine Art Vorstellungsgespräch oder „Casting“. So können sich die zukünftigen Mitbewohner einen gegenseitigen Eindruck verschaffen.
Wer gerne in eine Senioren-WG ziehen möchte und eine solche sucht, findet diese oftmals im Angebot von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden oder auch Wohnbaugesellschaften. Zudem gibt es weitere Möglichkeiten, eine geeignete Senioren-WG zu finden, beispielsweise über lokale Kleinanzeigen. Die gibt es analog in Lokalzeitschriften, aber auch in digitaler Form auf den jeweiligen Webseiten. Neben allgemeinen Seiten wie Ebay Kleinanzeigen haben sich Internetportale wie immoverkauf24.de, wg-gesucht.de oder immobilienscout24.de spezialisiert. Dort können Sie ebenfalls nach Senioren-WGs gucken. Eine weitere Option sind Aushänge in Seniorenzentren.
Vor- und Nachteile der Senioren-WG
Viele Rentner haben positive Erfahrungen mit einer Senioren-WG gemacht, denn sie bietet ihnen eine Reihe von Vorzügen:
- Barrierefreiheit der Wohnung
- Selbstbestimmtheit des eigenen Lebens
- Sozialer Zusammenhalt und Hilfe der Gemeinschaft
- Unterstützung durch Mitbewohner und Pflegedienst
- Aufteilung der Haushaltsaufgaben
- Eigene Gestaltungsmöglichkeiten der Wohn- und Gemeinschaftsräume
- Finanzielle Vorteile durch gemeinsame Haushaltsführung und Zuschussmöglichkeiten
- Belebung der Freizeitgestaltung durch gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen
Jedoch gibt es auch einige Nachteile:
- Tritt der Pflegefall ein, müssen Sie die Pflege selbst organisieren
- Kein Mitspracherecht beim Zuzug neuer Mitbewohner in professionalisierten Einrichtungen
- Bei gleicher Altersstruktur und hoher Pflegebedürftigkeit kann die Senioren-WG bedrückend wirken
- Eine Senioren-WG erfordert Toleranz und Konfliktfähigkeit; sie funktioniert nur, wenn die Chemie stimmt
Alternativen zur Senioren-WG
Es gibt einige Alternativen zur Senioren-WG. Diese sind interessant für all jene, die ihre Privatsphäre schätzen, dennoch hin und wieder Gesellschaft und etwas Hilfe gebrauchen könnten:
Polnische Pflegekräfte
Hinter diesem umgangssprachlichen Sammelbegriff verbergen sich sogenannte 24 Stunden Kräfte, die meist aus Osteuropa stammen. Die meist weiblichen Pflegekräfte arbeiten zwar keine 24 Stunden, sondern unterliegen normalen Arbeitszeiten. Allerdings ziehen sie bei der (meist pflegebedürftigen) Person ein. So ist auch im Notfall immer jemand vor Ort. Polnische Pflegekräfte übernehmen haushälterische und pflegerische Tätigkeiten. Medizinische Behandlungen gehören jedoch nicht zu ihrem Aufgabenbereich.
Alltagsbegleiter
Ist eine ältere Person zwar noch geistig und körperlich fit, aber mitunter einsam, kann ein Alltagsbegleiter Abhilfe schaffen. Überall dort, wo es an sozialen Kontakten und Gesellschaft mangelt, sind sie eine wertvolle Ergänzung. Alltagsbegleiter stehen für Gespräche zur Verfügung und gestalten die Freizeit. Gemeinsames Singen und Basteln, aber auch Spaziergänge oder Begleitung zum Arzt zählt zu ihren Tätigkeiten. Alternativ kann der Besuchsdienst von Wohlfahrtsverbänden oder Ehrenamtlichen in der Kirche ähnliche Aufgaben übernehmen.
Betreutes Wohnen
Auch beim betreuten Wohnen stehen Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit im Vordergrund: Sie bewohnen eine altersgerecht gestaltete Wohnung. Diese liegt entweder in einem normalen Wohngebiet, ist Bestandteil einer speziellen Seniorenanlage (auch: Seniorenresidenz genannt) oder eines Mehrgenerationenhauses. Oft finden sich bestimmte Grundleistungen wie Aufzug, Hausnotruf und Hausmeisterdienste. Daneben können Mieter auf eine sehr gute Infrastruktur durch diverse Zusatzleistungen wie medizinische Fußpflege zurückgreifen.
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