Dialyse: Leben mit einer Niereninsuffizienz

Zukünftig regelmäßig zur Dialyse zu müssen, ist für viele Menschen ein Schreckensszenario. Dabei haben sich die Verfahren in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Unter Umständen ist sogar eine Dialyse zuhause möglich. Wann man eine solche Behandlung notwendig ist, wie eine Dialyse durchgeführt wird und welche Nebenwirkungen möglich sind, zeigen wir Ihnen an dieser Stelle genauer auf.

Dialyse: Leben mit einer Niereninsuffizienz

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Wann bekommt man eine Dialyse?

Dialyse wird umgangssprachlich gerne als Blutwäsche bezeichnet. Das trifft es ziemlich genau, denn das Blut wird von Giftstoffen befreit. Diese Aufgabe übernehmen normalerweise die Nieren. Sind diese nicht (mehr) dazu in der Lage, muss ihre Aufgabe gewissermaßen outgesourct werden.

Dies ist in erster Linie bei einem akuten Nierenversagen oder einer Vergiftung der Fall. In diesem Fall ist die Dialyse zeitlich begrenzt. Liegt eine chronische Niereninsuffizienz vor, müssen die Betroffenen lebenslang die Behandlungen über sich ergehen lassen – es sei denn sie erhalten ein Spenderorgan.

Auf Fehlfunktion der Nieren deuten erhöhte Blutsalz-, Kalium-, Kreatin- und Harnstoffwerte hin. Diese spüren die Patienten meist an diesen Symptomen:

Bei welchem Wert muss ich an die Dialyse?

In Folge des Stoffwechsels erhöhen sich wie erwähnt die Blutwerte. Das ist völlig normal. Wenn die Nieren nicht richtig funktionieren, können sie diese Nebenprodukte nicht mehr aus herausfiltern. Die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) sinkt ab.

Damit ist die Menge an Blut gemeint, das pro Minute von den Nieren gefiltert wird. Liegt diese Menge unterhalb nur noch zwischen 10 und 15 Millilitern, wird es kritisch. Unterhalb einer GFR von zehn, ist eine Behandlung schnellstens notwendig.

Einmal Dialyse, immer Dialyse?

Je nach Ursache des Nierenversagens kann es sein, dass diese sich wieder erholen. In diesem Fall spricht man von einem akuten Nierenversagen. Dieser tritt zum Beispiel durch eine Überdosierung von Medikamenten ein.

In den allermeisten Fällen ist das Nierenversagen jedoch chronisch. Die Nieren erholen sich nicht nur nicht – ihre Rest-Funktionen nehmen im Laufe der Jahre sogar weiter kontinuierlich ab.

Das bedeutet tatsächlich, dass eine Dialyse lebenslang erfolgen muss, sofern keine Nierentransplantation durchgeführt werden kann. Wenn man bedenkt, dass ein zehnjähriges oder gar längeres Warten auf ein Spenderorgan in Deutschland keine Seltenheit ist, kann man sich die Verzweiflung vieler Betroffener vorstellen. Einige warten ihr ganzes Leben verzweifelt auf eine passende Niere.

Dialyse-Kosten sind versichert

Die gute Nachricht ist: Die Kosten für eine Dialyse sind in Deutschland versichert. Dabei ist es egal, ob Sie privat oder gesetzlich versichert sind. Dies gilt nicht nur für die Dialyse selbst, sondern auch für den Transport zum nächsten Dialysezentrum in der Nähe. Diese Dialysezentren sind meist an größeren Kliniken in den Städten angesiedelt (häufig Universitätskliniken).

Ferner gelten Sie mit einer Dialysepflicht als pflegebedürftig. Wer regelmäßig zur Dialyse muss, wird meist in Pflegegrad 3 eingestuft. Das bedeutet, dass Sie Anspruch auf weitere Leistungen aus der Pflegeversicherung haben.

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Wie wird die Dialyse durchgeführt?

Bei einer Dialyse wird das Blut aus der Blutbahn entnommen, über den sogenannten Hämodialysator (die „Dialysemaschine“) geleitet und dem Körper wieder in den Blutkreislauf zurückgeführt. Dies funktioniert stetig und muss pro Sitzung ungefähr 15 Mal passieren, damit das Blut entsprechend gereinigt ist.

Eine Spülflüssigkeit sowie eine Membran im Hämodialysator filtern dabei bestimmte Moleküle aus dem Blut. Dabei kann diese Membran leider nicht zwischen Giftstoffen und Nährstoffen unterscheiden. Aus diesem Grund werden zum Beispiel lebenswichtige Vitamine ebenfalls herausgefiltert und müssen dem Organismus wieder extern zugeführt werden. Ebenso muss Heparin verabreicht werden, damit das Blut nicht gerinnt.

Bei der Dialyse werden verschiedene Verfahren unterschieden:

  • Hämodialyse
    Das gängigste und bekannteste Verfahren ist die Hämodialyse. Sie muss mindestens dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden wie eben beschrieben durchgeführt werden.
  • Peritonealdialyse
    Dieses Verfahren bedient sich dem eigenen Körper als Dialysemaschine. Das Bauchfell dient als Membran, die Bauchhöhle als Behältnis für die Spülflüssigkeit. Über einen Katheter kann sie sich der Patient selbst vier bis fünfmal täglich zuführen beziehungsweise austauschen, so dass sich kontinuierlich welche im Körper befindet.
  • Hämofiltration
    Bei dieser Methode wird das Blut gewissermaßen ausgepresst. Dies ist zwar ineffektiver aber schonender für den Kreislauf. Da hier der Patient allerdings dauerhaft an eine Dialysemaschine angeschlossen sein muss, kommt sie nur bei einem ohnehin stationären Aufenthalt in Frage.
  • Hämoperfusion
    Die Hämoperfusion beschreibt eine Möglichkeit zur Behandlung einer akuten Nierenfunktionsstörung. Anstatt einer Membran wird das Blut durch Aktivkohle und ähnliche Substanzen gepumpt.

Dialyse zuhause?

Die Entwicklung der Dialyseverfahren hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Dialysemaschinen sind keine riesigen, raumfüllenden Apparate mehr. So kann unter Umständen eine Dialyse zuhause durchgeführt werden.

Dies ist grundsätzlich bei der Hämodialyse sowie der der Bauchfelldialyse möglich. Bei zweiterer, der Peritonealdialyse, ist der Patient am unabhängigsten. Zugleich erfolgt die Blutwäsche dauerhaft und es geht kein Blut verloren. Es muss aber berücksichtigt werden, dann diese Methode die Gefahr von Entzündungen in sich birgt. Wer folglich eine hohe Entgiftungsrate benötigt, sollte diese Methode eher meiden.

Wird eine Hämodialyse zuhause durchgeführt, muss der Patient in dieser Zeit pflegerisch betreut werden. Zudem müssen die heimischen Anforderung dem zuverlässigen Betrieb der Maschine gerecht werden. Dies gilt es beides mit dem behandelnden Arzt abzuklären.

Dialyse Shunt

Für die Blutwäsche ist es je nach Verfahren nötig, immer und immer wieder einen Einstich in die Venen vorzunehmen. Das kann die Blutgefäße und die Haut schnell schädigen.

Bei den meisten Dialysepatienten wird daher in den Unterarm ein sogenannter Dialyse-Shunt eingesetzt. Dies ist keineswegs einfach nur ein künstlicher Zugang, wie er bei der Blutabnahme verwendet wird.

In einer Operation wird ein Stück aus einer stabileren Arterie an eine Armvene angesetzt, damit diese dicker und widerstandskräftiger ist. So macht es nichts mehr, wenn diese Stelle ständig aufs Neue angestochen wird.

Ist Dialyse schmerzhaft?

Durch diesen Dialyse-Shunt kann das Einsetzen der Nadel vollkommen schmerzfrei passieren.

Der Vorgang der Blutwäsche selbst ist ohnehin nicht schmerzhaft, da sich im Blut keine Nerven befinden. Nichtsdestotrotz klagen Dialysepatienten oft darüber, dass sie nach einer Dialyse Knochenschmerzen oder andere Nervenstörungen verspüren.

Dies liegt aber nicht an der Dialyse selbst, sondern eher daran, dass sie nicht gut genug war. Denn in diesem Fall sind die Schmerzen und Beschwerden Folgen der Giftstoffe, die noch nicht ausreichend aus dem Körper gefiltert wurden.

In der Folge müssen sich daher Arzt und Patient über ein häufigeres, längeres oder verändertes Dialyseverfahren einigen.

Verursacht eine Dialyse Folgeschäden und Nebenwirkungen?

Wie fühlt man sich nach einer Dialyse? Komplett vermeiden lassen sich die oben erwähnten Symptome einer Nierenfehlfunktion nicht, denn alle Giftstoffe lassen sich nie herausfiltern.

Dennoch ist eine deutliche Besserung der Beschwerden durch die Dialyse erzielbar. Nebenwirkungen sind trotzdem möglich. Diese liegen daran, dass Nährstoffe ebenfalls herausgefiltert wurden. Typische Nebenwirkungen einer Dialyse sind deshalb:

Diese Nebenwirkungen lassen sich leider nicht vermeiden, sondern nur durch die Verabreichung von Vitamin D und anderen Präparaten abmildern.

Langfristige Folgeschäden verursacht eine Dialyse dennoch. Dazu zählen zum Beispiel Gefäßschäden – häufig am Herzen. Aus diesem Grund muss dieses Organ besonders im Blick behalten und regelmäßig untersucht werden. Gelenk- und Knochenprobleme kommen ebenfalls nicht selten vor.

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Dialyse Lebenserwartung

Wie lange kann man mit der Dialyse leben? Das fragen Betroffene meist sofort nach der ersten Diagnose. Und um es vorweg zu nehmen: Dialyse ist kein Todesurteil.

Zwar ist sie immer nur eine Notlösung und kann eine neue Niere nicht komplett ersetzen. Durch sie lässt sich allerdings die jahrelange Wartezeit auf ein Spenderorgan einigermaßen überbrücken.

Sollte keines zur Verfügung stehen, leben die meisten älteren Patienten durchschnittlich etwa 20 bis 25 Jahre mit einer Dialyse. Die Lebenserwartung ist somit zwar eingeschränkt, aber selten um mehr als zehn Jahre verkürzt.

Eindeutig lässt ich das dennoch nicht sagen – immerhin spielen andere Krankheiten, Alter und Allgemeinzustand des Patienten eine Rolle.

Dialyse mit 80

Im hohen Alter nimmt die Gefahr einer chronischen Niereninsuffizienz deutlich zu. Unser Körper ist an dieser Stelle einfach nicht für ein biblisches Alter geschaffen.

Wenn mit über 80 eine Dialyse benötigt wird, ist dies zwar grundsätzlich möglich. Die behandelnden Ärzte müssen dabei dennoch einiges mehr berücksichtigen. So spielen Demenz, Inkontinenz, Depression oder Gleichgewichtsprobleme eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und dem Aufwand.

Da der Allgemeinzustand vieler älterer Patienten oftmals eher instabil ist, kann eine regelmäßige Dialyse für sie tatsächlich die Lebenserwartung deutlich minimieren. Dies beruht nicht nur auf der erhöhten körperlichen Belastung, sondern auch auf dem psychischen Stress.

Ernährungsempfehlungen bei einer Dialysepflicht

Wer dialysepflichtig ist, muss sich an bestimmte Ernährungsregeln halten. Dazu zählt, sich salzarm zu ernähren. Im Gegenzug sollten die Patienten vermehrt Eiweiß zu sich nehmen.

Anders als bei gesunden Menschen sollten Dialysepatienten beim Trinken zurückhaltend sein. Wieviel Sie maximal pro Tag trinken sollten, ist von ihrem Körperbau abhängig. Die maximale Menge legt der behandelnde Arzt für jeden Patienten individuell fest.

Als Dialysepatient im Urlaub

Heutzutage ist die Dialysepflicht keine einschneidende Mobilitätseinschränkung mehr. Patienten können fast weltweit Dialyse-Angebote in Anspruch nehmen. Trotzdem muss bei der Reiseplanung darauf genau geachtet werden.

Inzwischen gibt es sogar extra Reiseangebote für Dialysepatienten. So werden beispielsweise Dialyse-Kreuzfahrten angeboten, bei der die Dialyse regelmäßig an Bord unter Aufsicht von speziell geschulten Ärzten durchgeführt wird.

Bedenken Sie dennoch, dass eine Dialyse immer eine Belastung für den Körper darstellt. Erhebliche klimatische Unterschiede sollten Sie daher eher meiden.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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