Pflegezimmer einrichten: So wird es wohnlich

Um ein krankes Familienmitglied bei sich zu pflegen, wollten Angehörige häufig ein Pflegezimmer einrichten. Besonders bei fortgeschrittener Krankheit oder Bettlägerigkeit ist es wichtig, dass der Raum wohnlich wird: Schließlich verbringt der Pflegebedürftige nun die meiste Zeit dort. Gleichzeitig sollten Sie die Funktionalität des Pflegezimmers nicht aus den Augen verlieren. Unsere Tipps, wie Sie ein Pflegezimmer einrichten, das alle wichtigen Kriterien erfüllt…

Pflegezimmer einrichten: So wird es wohnlich

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Was ist ein Pflegezimmer?

Das Pflegezimmer erfüllt verschiedene Funktionen: Es ist Schlafzimmer, aber auch Krankenzimmer. Gleichzeitig ist es Wohnzimmer und Empfangsraum für Besucher. In jedem Fall ist es ein Raum, in dem der Pflegebedürftige sich die meiste Zeit aufhält. Dort schläft und isst er, schaut Fernsehen und unterhält sich. Je nach Größe und konkreten Erfordernissen richtet sich das Mobiliar. Wichtige Aspekte sind aber in jedem Fall, dass es barrierefrei und leicht zu reinigen ist.

Möbel für Pflegezimmer

Einige Möbel sind unverzichtbar, andere eher optional. Wenn Sie das Pflegezimmer einrichten, sollten Sie nicht nur Größe und Funktionalität beachten: Auch die Art der Möbel wirkt sich auf die Atmosphäre aus. Idealerweise kann der Pflegebedürftige noch sein eigenes Mobiliar behalten. Das gibt immerhin ein Gefühl der Vertrautheit in einer ansonsten veränderten Situation. Allerdings sollte bei eingeschränkter Mobilität gewährleistet sein, dass die Höhe ausreicht beziehungsweise verstellbar ist. Mit folgenden Möbeln können Sie das Pflegezimmer einrichten:

  • Bett
  • Nachttisch (für griffbereite Utensilien wie Notrufsystem, Uhr, Taschentücher, Brille, Lektüre, Nachtlicht)
  • Kommode (für Pflegehilfsmittel wie Mundschutz, Handschuhe oder Bettschutzeinlagen)
  • Schrank (für Kleidung, Nacht- und Bettwäsche, Handtücher, Decken)
  • Sessel, Stühle und Tisch (bei entsprechender Kondition oder für Besuch)

Pflegezimmer einrichten: Bett oder Pflegebett?

Im eigenen Bett schläft es sich immer noch am besten. Solange das möglich ist, trägt das definitiv zur wohnlichen Atmosphäre bei. Jedoch kann bei entsprechender Pflegebedürftigkeit ein spezielles Pflegebett erforderlich sein. Auch hier gibt es bereits wohnliche Modelle. Sie haben den großen Vorteil, dass sie auf Knopfdruck verstellbar sind und die Pflege erleichtern.

Zudem weisen sie einen erhöhten Liegekomfort für den Pflegebedürftigen auf. Ein Pflegebett kann die Krankenkasse (auf Verordnung des Arztes) auch ohne Pflegestufe übernehmen. In jedem Fall sollten Sie vor der Anschaffung klären, ob die Kranken- oder Pflegekasse für die Kosten aufkommt.


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Bitte beachten: Anforderungen beim Pflegezimmer einrichten

Der Raum sollte gut zu lüften und richtig zu heizen sein. Auch für die Anordnung der Möbel gibt es Tipps, wenn Sie ein Pflegezimmer einrichten. Wer das Zimmer ohnehin aufgrund seiner Krankheit selten verlässt, braucht freie Sicht nach draußen. Daher sollte das Bett in Blickrichtung nach draußen oder parallel zum Fenster stehen. Letzteres hat den Vorteil, dass der Pflegebedürftige sowohl das Fenster als auch die Tür im Blick behalten kann. Daneben helfen diese Tipps:

Pflegezimmer Lage

Die ideale Lage des Pflegezimmers zu treffen, ist eine Kunst. Einerseits ist die Nähe zum Badezimmer beziehungsweise zur Toilette zweckmäßig. So hat der Pflegebedürftige – sofern noch möglich – kurze Wege zur Toilette. Gleichzeitig erleichtert das pflegenden Angehörigen die Körperpflege ihres Familienmitglieds. Benötigt der Pflegebedürftige einen Rollator oder Rollstuhl, sollte die Türöffnung breit genug sein. Damit Ruhe möglich ist, falls erwünscht, sollte es nicht zu einer stark befahrenen Straße hinausgehen. Gleichzeitig fühlt sich der Betroffene besser ins Leben seiner Angehörigen integriert, wenn es nicht zu abgelegen ist. Idealerweise liegt das Pflegezimmer damit nah bei der Küche oder dem Wohnzimmer.

Pflegezimmer Mindestgröße

Orientiert man sich an der Heimmindestbauverordnung, dann hat ein Pflegezimmer wenigstens 12 Quadratmeter groß zu sein. Allerdings gilt diese unter anderem für Altenheime und Pflegeheime auf Bundesebene. Die ursprüngliche Fassung ist über 40 Jahre alt (wenngleich überarbeitet). Mittlerweile existieren andere Anforderungen. Das Sozialministerium Baden-Württemberg sieht in seiner Landesheimbauverordnung vor, dass jedes Zimmer mindestens 3,20 Meter breit und 22 Quadratmeter groß sein muss. Freilich sind das Anforderungen an öffentliche Einrichtungen und diese lassen sich nicht ohne Weiteres auf die private Situation übertragen. Dennoch sollte der Raum gut zugänglich sein. Daher ist eine gewisse Mindestgröße beim Pflegezimmer empfehlenswert. Pflegeexperten gehen hierbei von 15 bis 23 Quadratmetern aus.

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Tipps: So wird es wohnlich

Ist ein Mensch pflegebedürftig, wird ein bestimmter Raum zum Lebensmittelpunkt. Daher ist es wichtig, dass Sie das Pflegezimmer wohnlich einrichten. Dazu gehört, alles zu vermeiden, was zu sehr nach Krankenhaus aussieht. Daher spielen die Möbel eine nicht ganz unwichtige Rolle. Zwar sind glatte Oberflächen leichter zu reinigen. Wichtig aber auch, dass sich die Pflegeutensilien gut verstauen lassen. Denn alles, was die Pflegebedürftigkeit in den Vordergrund rückt beziehungsweise daran erinnert, steht einer echten Wohlfühlatmosphäre im Weg. Folgende Tipps helfen beim Pflegezimmer einrichten:

Licht

Wichtig ist beim Pflegezimmer, dass Tageslicht einfällt. Aber auch mit der richtigen Beleuchtung durch Lampen lässt sich gleich eine ganz andere Stimmung erreichen. Achten Sie darauf, dass Sie einerseits ausreichend Licht für die Reinigung und pflegerische Maßnahmen haben. Auch sollte die Beleuchtung so angebracht und so hell sein, dass Ihr Familienmitglied seine Umgebung sicher erkennt und sich unfallfrei bewegen kann. Gleichzeitig sollten Sie nicht nur Lampen haben, die wie Stadionstrahler alles bis in den letzten Winkel ausleuchten. Am besten, sie haben dimmbare Lampen, die der Pflegebedürftige selbst ein- und ausschalten kann.

Farben

Für die persönliche Note empfiehlt sich, die Wände nach Wunsch des Pflegebedürftigen zu gestalten. Weiß ist zwar praktisch, aber auch kalt. Warme Gelb- und Rottöne vermitteln Behaglichkeit. Dunkle Wandfarben sind eher ungeeignet, da der Raum dann leicht kleiner und beengt wirkt. Eine wichtige Rolle spielen Farben auch im Hinblick auf Farb- und Helligkeitskontraste. So brauchen ältere Menschen deutlich mehr Licht für denselben Seherfolg als etwa ein Zwanzigjähriger. Das gilt erst recht bei Augenerkrankungen wie zum Beispiel dem Grünen Star. Daher sollte sich das Mobiliar beispielsweise farblich vom Boden absetzen, um die Sturzgefahr bei Sehbeeinträchtigungen zu verringern.

Dekoration

Die Dekoration erfüllt zweierlei Zwecke: Zum einen soll sie die Funktion als Pflegezimmer in den Hintergrund treten lassen. Stattdessen sind Parallelen zum Wohnzimmer oder einem persönlichen Raum absolut erwünscht. Dazu können Sie, bevor Sie das Pflegezimmer einrichten, im alten Zuhause die Wohnzimmerwand fotografieren. Anschließend ordnen Sie Bilder, Kalender oder Regale möglichst ähnlich an. Das erleichtert das Eingewöhnen im neuen Zuhause. Zum anderen sind Dekorationsgegenstände eine gute Gelegenheit, das Gedächtnis zu mobilisieren. Der Pflegebedürftige kann dann angesichts alter Fotos oder Souvenirs in Erinnerungen und Nostalgie schwelgen.

Pflanzen & Tiere

Gegenstände und Möbel sind wichtig, aber tote Materie. Damit das Pflegezimmer keinen musealen Anstrich bekommt, können Pflanzen das Ambiente auflockern. Sie sind lebendig, ein Mini-Gewächshaus auf der Fensterbank kann schon die Lebensfreude steigern. Noch schöner, wenn vielleicht ein kleiner Balkon am Zimmer ist. Ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Lebensqualität sind außerdem Haustiere. Sie können helfen, Gefühle von Trauer und Einsamkeit aufzulösen. Das Streicheln einer Katze oder eines Hundes kann Stress abbauen. Überhaupt ist die Wirkung von Tieren besonders bei Demenz beachtlich: Sie können dazu beitragen, dass innere Unruhe und Ängste verschwinden.

Bodenbelag

Zwei Anforderungen sind essentiell: Leichte Reinigung und Sicherheit. Ersteres ist kann wichtig sein, wenn der Pflegebedürftige an Inkontinenz leidet. Auch wenn Sie ein Waschsystem fürs Pflegebett zur Körperhygiene benötigen, wollen Sie keine Teppiche durchnässen. Lose Teppiche und Brücken stellen ohnehin eine Stolpergefahr dar. Daher eigen sich als Bodenbelag besonders diese Materialien: Fliesen, Naturstein, Dielen oder Laminat. Vinyl- und Designboden hat den Vorteil, das er besonders leicht zu reinigen und strapazierfähig ist. Hinzu kommt, dass er fußwarm und gelenkschonend ist – ein deutliches Plus im Gegensatz zu Fließen und Naturstein.

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Hilfe bei Umbauten

Selten sucht man eine private Wohnung unter dem Gesichtspunkt aus, dort eines Tages ein Pflegezimmer einrichten zu wollen. Auch der Hausbau findet in der Regel lange vor Renteneintritt statt. Sind Umbauten nötig, besteht die Chance auf Zuschüsse. Ganz gleich, ob Sie eine altersgerechte Badewanne planen oder Türschwellen zu den Räumen abbauen wollen: Über die Pflegekasse können Sie für Umbaumaßnahmen bis zu 4.000 Euro erhalten. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Pflegestufe.

Eine andere Fördermöglichkeit bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) an. Sie bezuschusst Umbauten für barrierefreies Wohnen unabhängig von Ihrem Alter oder einem eventuellen Pflegegrad mit bis zu 5.000 Euro. Übrigens geht das auch, wenn Sie kein Eigenheim bewohnen. Als Mieter sollten Sie jedoch vorab mit Ihrem Vermieter eine Modernisierungsvereinbarung abschließen.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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