Definition: Was ist eine seelische Verletzung?
Eine seelische Verletzung ist äußerlich nicht erkennbar. Und dennoch kann sie genauso schmerzhaft sein. Sie kann das Resultat einer Kränkung oder Demütigung sein. Etwa wenn eine Person einen anderen Menschen wie Luft behandelt. Auch beleidigende Worte, mit jemanden zu schimpfen oder ihn vor versammelter Mannschaft vorzuführen, ruft eine seelische Verletzung hervor. In ihren Gefühlen verletzte Menschen können unterschiedlich reagieren:
Sie ziehen sich zurück
Tut etwas weh, zucken wir automatisch reflexhaft zurück. Etwa wenn Sie sich an einem Dorn stechen. Ähnlich bei einer seelischen Verletzung: Hat jemand seinen Freund oder Partner gekränkt, macht sich der womöglich rar, meidet den Kontakt. Menschen, die schnell gekränkt sind und seelische Verletzungen nicht verarbeiten, können dann vereinsamen.
Sie werden aggressiv
Fühlt sich jemand in seiner Ehre verletzt, löst das Wut und Aggression bei manchen aus. Vor allem junge Männer neigen dazu. Bei ihnen kanalisieren sich die Verletzungen schnell in körperlicher Gewalt. Ältere neigen zwar zu mehr Gelassenheit, aber auch bei ihnen kann sich Wut anstauen. Die entlädt sich dann eher verbal.
Sie werden resilient
Die Lebenserfahrung älterer Menschen hilft dabei, Resilienz zu entwickeln. Statt in die Opferrolle zu fallen, wissen sie: Es ist alles schon mal da gewesen. Damals haben sie beispielsweise Methode X angewendet und die Krise gemeistert. So ähnlich wird es auch dieses Mal laufen, da sind sich resiliente Menschen recht sicher.
Seelische Verletzung verarbeiten und heilen
Wer seine psychische Gesundheit erhalten will, muss seine seelische Verletzung verarbeiten und heilen. Nur so können Sie wieder dauerhaft Lebensfreude und Glück empfinden. Das geht nicht von heute auf morgen. Besonders tiefe und lang zurückliegende Verletzungen sind beschwerlich. Aber vieles ist eine Frage der eigenen Einstellung, wie Sie damit umgehen. Folgende Tipps können Ihnen helfen:
1. Schmerz annehmen
Eine tief sitzende seelische Verletzung verursacht Schmerz. Ihn zu spüren ist genauso unschön wie bei einer körperlichen Wunde. Daher neigen viele Menschen dazu, ihn zu verdrängen. Sie lenken sich mit anderen Dingen ab und hoffen, dass sich das Problem von selbst erledigt. Leider tun Probleme das selten. Hilfreicher ist tatsächlich das Gegenteil: Nehmen Sie den Schmerz an. Akzeptieren Sie, dass es Ihnen mit einer Situation nicht gut geht. Und sehen Sie es pragmatisch als Teil eines Spektrums an Emotionen: Sie könnten kein Glück oder Lebensfreude empfinden, wenn Sie nicht auch das Gegenteil kennen würden.
2. Entspannungspraktiken üben
Negative Erlebnisse empfinden wir als Stress. Und der manifestiert sich oft körperlich: Rücken- und Nackenschmerzen lassen sich häufig auf die psychische Belastung zurückführen. Ein wichtiger Schritt, die seelischen Verletzungen zu heilen und zu mehr Wohlbefinden sind Entspannungstechniken. Hier sind vor allem Yoga und Meditation hervorzuheben. Ersteres enthält zahlreiche Dehnübungen, welche die Muskeln entspannen. Durchs Meditieren entspannen Sie zusätzlich den Geist und gelangen zu mehr innerer Ruhe.
3. Berührungen austauschen
Ist ein Kind traurig, nehmen wir es in den Arm, streicheln über den Kopf. Liebevolle Gesten und Berührungen sind wichtig. Sie bauen Stress ab und erhöhen das Wohlbefinden. Wer gerade niemanden zum Kuscheln hat, kann sich auch selbst Gutes tun. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan, gleichzeitig vernachlässigen wir sie oft. Sich mit einer schönen Bodylotion oder Körperbutter zu verwöhnen, ist ebenfalls Balsam für die Seele. Gleichzeitig ist es ein Teil der Selbstfürsorge.
4. Selbstliebe lernen
Viele haben Kritik von außen bereits verinnerlicht, sie selbst sind ihre stärksten Kritiker. Das ist leider kontraproduktiv: Wer ohnehin gerade eine schwere Phase durchmacht, sich wert- und lieblos fühlt, macht sich selbst noch mit negativen Glaubenssätzen runter. Dabei ist Selbstliebe Grundvoraussetzung dafür, dass auch andere uns lieben. Wenn wir uns schon nicht mit unseren Schwächen (und Stärken) annehmen – wer sollte es dann tun? Wichtig ist daher, positiv zu denken. Statt sich für Fehler zu schelten, lieber zu sagen: Beim nächsten Mal mache ich es besser.
5. Unterstützung suchen
Manche Verletzungen sitzen zu tief und sind zu quälend, um selbst damit fertig zu werden. Wer merkt, dass er darunter leidet und an seine Grenzen stößt, sollte handeln. Gespräche mit einem Seelsorger können beispielsweise ein Weg sein. Eine Alternative bietet die Psychotherapie. Innerhalb eines bestimmten Zeitraums erarbeiten Sie in Sitzungen die Wurzeln Ihrer seelischen Verletzung und erhalten Hilfe bei deren Verarbeitung.
Seelische Verletzung durch den Partner
Jeder Mensch macht kränkende oder verletzende Erfahrungen. Schon Eltern und Erzieher tragen mit ihrem Verhalten dazu bei. Etwa indem sie Vorwürfe äußern, schimpfen oder strafen. Nicht immer passiert das absichtlich oder böswillig. Tiefe Verletzungen können später aber auch Resultat einer toxischen Beziehung sein.
Das Opfer sieht sich häufig mit hämischen Kommentaren, Drohungen und Beschimpfungen konfrontiert. Der toxische Partner versucht, ihn durch Manipulation zu kontrollieren. Dazu greift er zu Mitteln wie Lügen, Verheimlichen und Unterdrucksetzen. Auch ist das Opfer irgendwann ziemlich isoliert von früheren Freunden. Das erleichtert dem toxischen Part die Manipulation und kann beim Opfer zu emotionaler Abhängigkeit führen.
Trennung als Ausweg
Seelische Verletzung durch den Partner ist besonders schlimm. Vor allem wenn sie dem Zweck dient, das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, indem man Macht über den Partner ausübt. Gerade vom Partner wünscht man sich Rückhalt, Empathie und Liebe. Sind Gespräche nicht möglich und ändert sich das Verhalten nicht, bleibt letztlich nur die Trennung als Ausweg. Lesen Sie hier, wie Sie eine Trennung überwinden.
Symptome seelischer Verletzungen
Ob akute seelische Verletzung oder „nur“ die Erinnerung daran: Oft spüren Betroffene dann körperliche Symptome. Beispielsweise einen Kloß im Hals, Herzstiche oder eine unangenehme Schwere im Magen bis hin zu Bauchschmerzen. Je nach Art der Verletzung durchfluten sie verschiedene Gefühle wie Trauer, Scham, Einsamkeit, hohe Erwartungen oder Zweifel.
Manche wollen diese negativen Gefühle loswerden. Verdrängung ist allerdings kein probates Mittel (siehe unten). Zumal sich seelische Verletzung häufig anders Bahn bricht – etwa in Form von Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch Symptome Herzrasen oder Panikattacken können die Folge sein. Ein Grund für diese unterschiedlichen Symptome ist vor allem die Art des Umgangs damit. Je nach persönlichen Ressourcen und sozialem Umfeld können einige Menschen seelische Verletzungen besser verarbeiten als andere.
Beispiele für seelische Verletzungen
Viele Dinge können eine seelische Verletzung hervorrufen. Jeder Mensch macht diese Erfahrung, auch wenn die persönlichen Empfindlichkeiten individuell unterschiedlich sind. Es gibt viele Auslöser für emotionale Verletzungen. Einige Beispiele:
- Demütigungen
Diese seelische Verletzung greift das Selbstwertgefühl an. Die Person fühlt sich bloßgestellt, empfindet Scham. Beispielsweise wenn ein Lehrer sich despektierlich verhält und mit Kreide nach einem Schüler wirft. Oder diesen vor die Tür schickt. - Zurechtweisung
Schlimm ist so eine Situation aus Sicht eines Kindes besonders dann, wenn ungerechtfertigte Kritik geübt wird. Beispielsweise wenn zwei Kinder sich streiten und die Mutter einfach Partei für eins ergreift. - Intrigen
Im Job werden wichtige Instruktionen des Vorgesetzten nicht an alle weitergeleitet, ein bestimmter Kollege bleibt außen vor. Je nach Häufigkeit und Intention fallen solche Verhaltensweisen unter Mobbing. - Lieblosigkeit
Dazu zählen beispielsweise Sticheleien in der Partnerschaft bezüglich Figur oder Eigenschaften. Auch ständiges Kritisieren – womöglich im Beisein anderer – führt zu unangenehmen Situationen für den Betroffenen. - Trauma
Traumatische Erlebnisse rufen seelische Verletzungen hervor. Als Opfer eines Raubüberfalls, aber auch körperliche und seelische Gewalt durch Missbrauch oder Prügelstrafe brennen sich tief ein. Ebenso Verlusterfahrungen wie Trennung und Trauerfall.
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