Best Ager: Merkmale & Zielgruppe des Marketing

Best Ager, also Menschen im besten Alter, sind die Senioren von morgen. Das Marketing hat sie als finanziell starke Zielgruppe identifiziert. Grund dafür sind höhere Lebenserwartung und gute Einkünfte. Gleichzeitig gilt es genau hinzuschauen: Die Generation 50 plus ist längst nicht so homogen, wie es Jüngeren erscheint. Zwischen Arbeitnehmern über 50 Jahren und Rentnern über 70 Jahren stehen sowohl andere Interessen als auch andere Bedürfnisse. Wir zeigen, welche Merkmale die Zielgruppe auszeichnet und wie Sie das für sich nutzen können…

Best Ager: Merkmale & Zielgruppe des Marketing

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Definition Best Ager: Ab wann zählt man dazu?

Best Ager sind zu Deutsch „im besten Alter“. Eine genaue Definition gibt es nicht. Der Begriff geht auf die Marketingbranche zurück und bezeichnet ganz grob zunächst Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Gemeint sind überwiegend potenzielle Käufer zwischen 50 und 70.

Das Besondere an dieser Zielgruppe: Sie ist gut situiert. Sie hat entweder ihre Karriereplanung abgeschlossen oder befindet sich nach einem erfolgreichem Berufsleben im finanziell gesicherten Ruhestand. Die Kinder sind in der Regel bereits erwachsen und stehen auf eigenen Beinen.

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Zielgruppe Best Ager

Die Zielgruppe ist nicht exakt definiert. Der Duden etwa sieht als Best Ager anspruchsvolle, konsumfreudige Kunden über 40 beziehungsweise 50 Jahre. Auch andere Definitionen lassen offen, ob sich die „besten Jahre“ auf die Zeit vor oder nach Renteneintritt bezieht und wann sie endet.

Alter der Best Ager

Diese Zielgruppe ist für die Werbung besonders attraktiv, denn allein demographisch wird in Deutschland bis zum Jahre 2030 die Hälfte aller Menschen über 50 Jahre alt sein. Angesichts großer Unterschiede je nach Alter, körperlicher und geistiger Verfassung, lässt sich die Zielgruppe der Best Ager in weitere Untergruppen fassen:

  • Jüngere Best Ager
    Berufstätige Konsumenten unter 65 Jahren
  • Aktive Best Ager
    Pensionierte Konsumenten, die noch sehr fit und unternehmungsfreudig sind
  • Passive Best Ager
    Ältere Konsumenten ab Anfang 70, die geistig oder körperlich eingeschränkt sind

Für jede der drei Gruppen ist unterschiedliches Marketing sinnvoll, da sich die Bedürfnisse auch stark voneinander unterscheiden. So geht es grob gesagt für die jüngeren Best Ager darum, Zeit zu sparen. Aktive Best Ager wollen vorrangig das Leben mit allen Vorzügen genießen. Für passive Best Ager steht im Vordergrund, ihr Leben möglichst beschwerdefrei und bequem bestreiten zu können. Diese Einteilung ist aber nicht endgültig, denn je nach persönlicher Verfassung sind die Grenzen fließend: Körperliche oder geistige Einschränkungen sind auch bei der Generation 50 plus möglich; andersherum sind über 70-Jährige heute fitter denn je.

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Best Ager: Merkmale der Zielgruppen

Insbesondere jüngere und aktive Best Ager sind in den letzten Jahren von der Werbung als Zielgruppe entdeckt worden. Aber auch bei den älteren Best Agern haben Veränderungen stattgefunden: Nicht nur die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Auch die Mobilität und Fitness haben im Alter zugenommen. Wichtige Merkmale:

Kaufkraft

In der Regel hat die Generation 50 plus in ihrem beruflichen Leben ausreichend Kapital ansparen können, um im Alter nicht auf den Cent schauen zu müssen. Und nicht nur das: Sie zählt zur einkommensstärksten und kaufkräftigsten Gruppe in Deutschland. Über 80 Prozent ihrer Einnahmen fließen in Konsumgüter. Auf diejenigen, die von Altersarmut betroffen sind, zielen die Marketing-Kampagnen bewusst nicht ab.

Interessen

Die aktiven Best Ager interessieren sich besonders für die Themengebiete Kosmetik, Mode, Sport und Tourismus. Nach dem Arbeitsleben möchte man nun mit dem nötigen Kleingeld die Welt für sich entdecken, ohne dabei an Komfort oder Luxus sparen zu müssen. Gleichwohl gibt es Unterschiede im Konsumverhalten: Jüngere interessieren sich für Themen wie Altersvorsorge und Immobilien, ältere eher fürs Sparen durch Geldanlagen wie Sparbriefe und Wertpapiere.

Werbekanäle

Ob und wie Werbung Best Ager erreicht, hängt von der jeweiligen Untergruppe ab. So spricht die Generation 50 plus positiv auf digitale Werbung an. Demgegenüber empfindet ein Großteil der über 70-Jährigen Werbebanner im Netz häufig als nervig und störend. Sie erreicht man daher besser über analoge Kanäle wie Tageszeitungen oder postalische Werbesendungen.

Markenbindung

Über 50-Jährige haben in ihrem Leben bereits einiges ausprobiert. Sie haben ihre Lieblingsmarken gefunden, denen sie in der Regel treu bleiben. Zwar probieren sie hin und wieder etwas Neues aus, überwiegend vertrauen sie aber auf die Devise „Never change a winning team“. Qualität und persönliche Beratung ist ihnen wichtig, davon profitiert in höherem Maße der stationäre Einzelhandel. Daher gilt es, sie dauerhaft für eine Marke zu gewinnen.

Selbstwahrnehmung

Best Ager möchten am Leben teilhaben. Sie fühlen sich meist jünger, als in ihrem Pass steht. Und selbst viele ältere tun dafür etwas: Sie nehmen spezielle Fitnessangebote wahr, legen Wert auf gesunde Ernährung und halten sich mit Studium im Alter geistig fit. Das angestaubte Image vom Rentner in Strickjacke auf Kaffeefahrt passt daher weder auf die Generation 50 plus noch auf 70-Jährige. Oder anders ausgedrückt: 60 ist das neue 40.

Technikaffinität

Der Umgang mit Laptops und Handys ist den jüngeren Best Agern ohnehin selbstverständlich. Der Anstieg in der Nutzung technischer Geräte in den letzten 20 Jahren lässt sich auch in älteren Generationen beobachten. Und so nutzt auch die Elterngeneration der über 50-Jährigen die Vorzüge der mobilen Kommunikation. Die Industrie und das Marketing gehen entsprechend darauf ein, indem sie beispielsweise spezielle Seniorenhandys anbieten, die sich an den Bedürfnissen älterer Konsumenten orientieren.

Soziale Medien

Wer heute über 50 Jahre alt ist, ist zwar nicht mit dem Internet aufgewachsen – aber seine (Eltern-)Generation hat’s erfunden! Via Smartphone oder Tablet lässt sich leicht auf soziale Netzwerke wie Facebook oder Singlebörsen zurückgreifen. Und das tut die Generation der über 70-Jährigen nicht zu knapp. Waren es zu Beginn vor allem jüngere Generationen unter 40 Jahren, dominieren mittlerweile die Best Ager auf Facebook. Das macht solche Seiten interessant für Werbetreibende, die Senioren ansprechen wollen.

Synonyme für Best Ager

Wie kommt man an das Geld kaufkräftiger Konsumenten? Genau, indem man sie umschmeichelt, ihnen Komplimente macht. „Best Ager“ ist ein Kunstbegriff, der das Alter als etwas Positives erscheinen lässt. Auch andere Synonyme für Best Ager sind überwiegend Scheinanglizismen, also deutsche Wortschöpfungen, die englisch klingen. Dazu zählen zum Beispiel: Silver Ager, Generation Gold, Golden Ager, Third Ager, Master Consumer, Mature Consumer, Senior Citizens, Silver Surfer oder Woopies.

Alle diese Synonyme sind Euphemismen, die den Begriff „alt“ vermeiden. Stattdessen zielen sie eher auf die Lebenserfahrung ab. Zudem sollen sie Wertigkeit symbolisieren: Zum Beispiel Silver/Silber statt Grau und Gold (Edelmetalle). Damit bekräftigen diese Synonyme die Lebenslust und den Spaß der Generation 50 plus.


Die Rolle der Best Ager für den Tourismus

Besonders attraktiv sind die Best Ager für den Tourismus. Denn sie verfügen über drei Dinge: Zeit, Geld und Neugier. Viele haben ihr Leben lang gearbeitet und wollen nun die Welt sehen: Seychellen, Hawaii, Namibia, Thailand oder andere Traumorte sind ihre Ziele.

Durch ein langes Arbeitsleben haben sich die Best Ager oft ein kleines Vermögen aufgebaut, von dem sie nun profitieren wollen. Keiner möchte in seinem Traumurlaub in einer Jugendherberge unterkommen. Komfort und Entspannung stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Daher richten sich Tourismus-Angebote für Best Ager vornehmlich an Kunden, die ein schickes Hotel mit Luxus und Wellness suchen.

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Jobs für Best Ager: Model, Produkte testen und Co

Viele Best Ager fühlen sich zu jung, um im Ruhestand nur das Leben zu genießen. Sie möchten gerne gebraucht werden und sehnen sich nach einer Aufgabe. Sei es in den letzten Berufsjahren als Nebenjob oder in der Rente als sogenannter Silver Worker. Daher ist die Zielgruppe der Best Ager nicht nur aus Gesichtspunkten des Marketing interessant. Es gibt auch viele ungewöhnliche Jobs speziell für die junggebliebene Generation 50 plus.

Model werden

Nicht jeder Best Ager landet gleich im Kino oder auf dem Laufsteg. Aber um die Produkte für die eigene fit- und junggebliebene Generation glaubwürdig bewerben zu können, benötig die Werbung authentische und frische Gesichter. Dies ist die Chance für viele Best Ager, sich als Model etwas nebenher dazu verdienen zu können.

Produkte testen

Testkäufer oder Produkttester sind für viele Best Ager sehr angenehme Gelegenheitsjobs. Sie müssen das Haus nicht verlassen, können also in Heimarbeit ein paar Euro zuverdienen, indem sie unterschiedliche Produkte testen und in einem Journal im Internet veröffentlichen oder auf den entsprechenden Seiten der Marketing-Unternehmen Fragebögen beantworten.

Blog schreiben

Die heutige Generation der Rentner ist es aus dem Berufsleben gewohnt, mit neuen Medien, Internet, Smartphone und Laptop völlig selbstverständlich umzugehen. Einige Best Ager führen daher ein Blog über ihr Hobby, ihre Reisen oder andere spannende Dinge aus ihrem Leben. Ein Blog ist heutzutage nicht mehr nur etwas für junge Menschen – es gibt auch eine Reihe von bloggenden Senioren. Und diese werden immer zahlreicher.

Influencer werden

Da die Werbung auch nach neuen Wegen sucht, um ältere Kunden zu erreichen, bieten sich etliche Chancen, in diesem Bereich zu arbeiten. Junggebliebene Influencer der Generation 50 plus zeigen mit hippen Sprüchen in ihrem Videoportal, welche Produkte und Reisen ihnen das Leben verschönern. Gerade in der Kosmetik werden Influencer jeder Generation gerne von Unternehmen bezahlt. Und was für das Blog gilt, lässt sich auch auf Youtube und ähnlichen Plattformen anwenden: So wurde während der Corona-Pandemie die mittlerweile 82-jährige Seniorin Erika Rischko auf Tiktok zur Fitness-Influencerin. Mit fast einer halben Million Follower und Auftritten im US-Fernsehen erreicht sie Massen, von denen andere nur träumen können.

Best Ager Sprüche

Das Phänomen der Best Ager ist nicht neu, nur der Begriff. Aber über die Vorteile des Alterns haben sich große Denker schon zu allen Zeiten ihre Gedanken gemacht. Beispiele für Sprüche über die Best Ager:

  • „Die Jugend wiederholt sich im Alter nicht, aber das Kindliche.“ (Lothar Hüther)
  • „Es zählt nicht, wie alt du bist, sondern wie du alt bist.“ (Chinesisches Sprichwort)
  • „Old is gold.“ (Sprichwort aus Tansania)
  • „Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner ist ihr Ton.“ (Deutsches Sprichwort)
  • „Mit dem Alter nimmt Urteilskraft zu und Genie ab.“ (Immanuel Kant)
  • „Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu.“ (Cicero)
  • „Niemand liebt das Leben so wie einer, der alt wird.“ (Seneca)
  • „Man ist nie zu alt, um alt zu werden“ (Peter Adrian Zirn)
  • „Die heutige Jugend ist gräßlich. Sie hat nicht den geringsten Respekt vor gefärbten Haaren.“ (Oscar Wilde)
  • „Es gibt kein besseres Argument, als einen Stock.“ (Spanische Weisheit)
  • „Was wir in der Jugend begehrten, das werfen wir im Alter weg.“ (Russische Weisheit)
  • „Der Rost macht erst die Münze wert.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
  • „Niemand hört es gern, dass man ihn Greis nennt.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Mit diesen Tricks ködert die Werbung die Best Ager

Wer als Best Ager den umfangreichen und verlockenden Angeboten der werbenden Unternehmen widerstehen will, sollte wissen, mit welchen Mitteln diese arbeiten. Die meist genutzten Varianten sind dabei:

  • Vertrauen gewinnen

    Die Zielgruppe der Best Ager legt besonders stark Wert auf die Qualität, einwandfreie Beschaffenheit einer Marke und Vertrauenswürdigkeit eines Produkts. Das Marketing ist darauf aufgebaut, sich gerade im fortgesetzten Lebensalter, in dem man Veränderungen als sehr schnell und teilweise unübersichtlich wahrnimmt, wohl und sicher fühlen zu können. Es hat den Anschein, als suche das werbende Unternehmen den direkten, persönlichen Kontakt zu jedem einzelnen Kunden, um ihm das Gefühl zu geben, sich als Käufer einer bestimmten Marke geborgen fühlen zu können.

  • Anspruch erzeugen

    Bezeichnungen wie „Premium“ oder ähnliches erwecken den Anschein, das Produkt hebe sich erheblich von den anderen ab. Und da Best Ager gerne zu den anspruchsvollen Kunden gehören möchten, die voller Neugier auf ein erstklassiges Erlebnis aus sind, zielt die Kampagne genau auf dieses Bedürfnis ab. Schließlich sollte man sich gerade im Alter nicht mehr minderen Angeboten zufrieden geben, sondern ist stets auf der Suche nach Profi-Produkten.

  • Modernität beweisen

    Wer älter ist, muss sich nicht automatisch so fühlen. Ganz im Gegenteil. Viele Best Ager wollen sich noch einmal beweisen und es allen anderen zeigen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören. Genau darauf zielen manche Marketing-Kampagnen für diese Zielgruppe ab. Sie erzeugen die Emotion, dass auch ältere Menschen noch modern und hip sein möchten und animieren genau dadurch ihre Kunden zum Kauf.

Diese und ähnliche Tricks legt die Werbeindustrie in unterschiedlichen Varianten an den Tag, um die Gruppe der Best Ager anzusprechen und als Kunden zu binden. Dabei gilt es zunächst, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und Interesse zu erzeugen, um anschließend ein Bedürfnis zu erzeugen, das den Konsumenten zum Kauf bewegt. Wer darauf genauer achtet und diese Tricks durchschaut, ist nicht mehr so leicht zu verführen und kann es schaffen, seine Kaufentscheidungen rationaler zu treffen.

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[Bildnachweis: stockfour by Shutterstock.com]

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