Vergesslichkeit: Vitaminmangel als Ursache?
Was verursacht Vergesslichkeit im Alter? Dieser Frage gehen die Forscher seit Jahrzehnten nach. Die Ursachen für zunehmende Vergesslichkeit im Alter sind vielseitig. Ein gewisses Nachlassen unseres Erinnerungsvermögens ist völlig normal und dient unserem Gehirn auch als Schutz vor Überfrachtung.
Doch wenn unsere Erinnerungsfähigkeit zu stark nachlässt, können auch andere Gründe als nur die altersbedingten vorliegen. Oftmals ist ein Mangel bei Vergesslichkeit verantwortlich. Ernährungswissenschaftler vermuten, dass dem Körper zum Beispiel Eisen, Vitamin-B12 oder Folsäure fehlt.
Flüssigkeitsmangel und einseitige Ernährung mindern die Leistungsfähigkeit in unseren kompletten Organismus noch weiter – also auch die des Gehirns. Sie fördern zudem die Arteriosklerose und damit die Vergesslichkeit.
Vergesslichkeit: Wechseljahre und andere Ursachen
Auffällig oft klagen Frauen in den Wechseljahren über zunehmende Vergesslichkeit. Und in der Tat scheint sich die hormonelle Umstellung des Körpers nicht nur auf die Stimmung und das Wohlbefinden auszuwirken. Im Zuge der Belastung des gesamten Organismus leidet auch das Gedächtnis.
Weitere Ursachen für Vergesslichkeit im Alter sind häufig:
- Medikamente
Bestimmte Medikamente (zum Beispiel Chemotherapeutika bei einer Krebstherapie) können sich negativ auf die Durchblutung unseren Gehirns auswirken. Dadurch kann die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Überprüfen Sie in einem solchen Fall den Beipackzettel und sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine mögliche Alternativmedikation. - Erkrankungen
Vergesslichkeit kann auch der Hinweis auf eine Erkrankung sein – das muss nicht zwangsläufig Demenz sein. Es kann sich dabei auch um eine Entzündung des Gehirns handeln, die zum Beispiel durch Zecken übertragen wurde, um eine Erkrankung der Schilddrüse, der Nieren oder des Herzens oder sogar im Leberkrebs. - Psychische Faktoren
Angststörungen oder eine Depression können ebenfalls Vergesslichkeit auslösen. Das Gehirn ist quasi mit sich selbst beschäftigt und funktioniert nicht mehr, wie es sollte. Unwichtigere Erinnerungen fallen dann gerne einmal hinten herunter. - Drogen und Alkohol
Der Missbrauch von Drogen oder eine Alkoholabhängigkeit können die Leistungsfähigkeit des Gehirns schon nach kurzer Zeit extrem einschränken. Und selbst wer sein Leben lang moderat getrunken hat, verliert mit den Jahren einen erheblichen Teil seiner Erinnerungsfähigkeit.
Wer zudem sein Gedächtnis nicht andauernd fordert, riskiert ein Nachlassen des Leistungsvermögens. Der Volksmund spricht hier vom „gedanklichen Einrosten“.
Kann man durch Stress vergesslich werden?
Zu großer Stress belastet unser Gehirn. Es wird auf Hochtouren ge- und mit der Zeit überfordert. So schleichen sich Fehler ein.
Der allgemeine Erschöpfungszustand des Körpers und Schlaflosigkeit verschärfen dieses Problem noch: Müdigkeit vermindert die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses weiter.
Sobald der Stress nachlässt, nimmt auch wieder die Vergesslichkeit ab. Dies gilt sowohl im Jugendalter als auch bei älteren Menschen.
Vergesslichkeit: Was tun?
Da das Gedächtnis ständig in Bewegung ist und sich die Verknüpfungen ändern und überarbeitet werden, verändert sich auch unsere Erinnerung an bestimmten Dinge. Dies führt auch dazu, dass sich Erlebnisse mit der Zeit Stück für Stück vom Ursprung entfernen können – unser Gedächtnis ist also durchaus manipulativ und manipulierbar. So ist es nachvollziehbar, dass sich dieser Prozess mit zunehmender Lebenszeit verstärkt, denn wir erleben schließlich immer mehr.
Zudem beeinflussen allgemeine Verschleißerscheinungen wie Arteriosklerose (umgangssprachlich als „Verkalkung“ bekannt) aber auch Krankheiten oder Stress unser Gedächtnis negativ.
Doch Vergesslichkeit im Alter ist kein naturgegebenes Schicksal. Wir können einem Nachlassen des Gedächtnisses entgegen wirken, wenn wir einen entsprechenden Lebensstil pflegen. Einige Tipps dazu:
- Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen.
- Fordern Sie Ihr Gehirn, zum Beispiel mit einem anspruchsvollen Hobby, einer neuen Sprache, einem Seniorenstudium oder regelmäßigen Gehirnjogging.
- Bewegen Sie sich täglich an der frischen Luft. Das kann ein Spaziergang sein oder aber auch das Nordic Walking mit Freunden.
- Entspannungsübungen wie Meditation, autogenes Training oder Yoga fördern ebenfalls die Leistungsfähigkeit des Gehirns nachweislich.
- Vermeiden Sie über- und regelmäßigen Alkoholgenuss und verzichten Sie aufs Rauchen.
- Suchen Sie den häufigen Kontakt zu anderen Menschen.
- Schreiben Sie wichtige Informationen auf – am besten handschriftlich und nicht im Smartphone.
- Singen und musizieren fördert die Hirnaktivität außerdem.
Vergesslichkeit: Medikamente sinnvoll?
Oft werden auch Medikamente gegen Vergesslichkeit angeboten. Diese werden meist aus Gingko hergestellt.
Ein positiver Effekt konnte jedoch noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Wenn überhaupt, dann zeigten sich in Studien nur minimale Verbesserungen.
Insofern wurde trotz aller Werbeversprechen noch kein sinnvolles Medikament gegen Vergesslichkeit entwickelt. Die meisten Produkte sind lediglich teuer, aber in der Regel völlig wirkungslos.
Vergesslichkeit Test: Normale Vergesslichkeit oder Demenz?
Welche Vergesslichkeit ist normal? Leide ich womöglich an Demenz? Viele ältere Menschen fragen sich dies. Doch es gibt eine Beruhigung: Wer gelegentlich mal etwas vergisst, muss sich keine Sorgen machen. Wie erwähnt sind Erinnerungslücken und Aussetzer völlig normal und menschlich. Auch bei jungen Menschen kommen diese vor – oftmals sogar noch häufiger, Stichwort: Digitale Demenz.
Wenn die Störungen aber an Häufigkeit und Intensität deutlich zunehmen und Abläufe, die früher kein Problem waren, plötzlich nicht mehr so ohne weiteres möglich sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Hier kann es sich um eine Demenzerkrankung handeln wie zum Beispiel Alzheimer.
Leider verlaufen diese Krankheiten schleichend. Insofern ist eine klare Empfehlung, ab wann eine medizinische Untersuchung sinnvoll ist, schwer abzugeben. Dennoch kann ein Test erste Hinweise auf eine beginnende Demenz geben:
- Sie vergessen häufig Termine aber auch Namen.
- Sie vergessen PINs und Passwörter, die Sie schon lange benutzen.
- Sie suchen häufig nach Worten.
- Sie haben Orientierungsprobleme an bekannten Orten.
- Sie suchen des Öfteren nach Alltagsgegenständen wie Schlüssel, Brille oder Telefon.
- Sie haben Probleme mit alltäglichen Erledigungen wie Kochen oder Bügeln, was bislang kein Problem war.
- Sie bekommen oft die Rückmeldung, dass Sie etwas bereits erzählt oder gefragt haben.
Je mehr dieser Punkte Sie mit JA beantworten können, umso eher sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen.
Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen
Wer unter ernsten Wortfindungsstörungen leidet, muss aber nicht zwangsläufig eine Demenzerkrankung haben.
Eine sogenannte Aphasie kann sich auch in Folge von einem Apoplex, einem Unfall, einer Entzündung oder eines Tumors bilden. In jedem dieser Fälle ist eine ärztliche Behandlung unerlässlich.
Lesen Sie dazu mehr in unserem Artikel über Aphasie.
Zum Arzt wegen normaler Vergesslichkeit?
Nicht jede Einschränkung muss gleich eine Erkrankung sein. Dennoch gilt es, die Ursachen sicherheitshalber genau abklären zu lassen.
Wenn Sie einen Arzt aufsuchen, wird dieser zunächst ein ausführliches Gespräch über Ihre Aussetzer und Ihre Lebenshintergründe führen. Daher ist es am besten, Sie nehmen den Termin in Begleitung Ihres Partners oder eines engen Freundes wahr.
Der Arzt wird dabei insbesondere auf die Häufigkeit und den Verlauf der Vergesslichkeit zu sprechen kommen. Im Anschluss wird er einige Gedächtnistests vornehmen.
Ärztliche Untersuchung bei Vergesslichkeit
Außerdem ist eine eingehende Untersuchung des Körpers ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung. So wird der Blutdruck gemessen, eine Blutprobe genommen sowie die Reflexe von Muskeln und Pupillen getestet.
Bei einem Verdacht auf Demenz geben bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) beziehungsweise eine Kernspintomografie (MRT) genauen Aufschluss über den Umfang der Störung. Zudem werden die Hirnströme gemessen (das sogenannte EEG).
Je nach Befund ergibt sich dann eine Therapiemaßnahme, die in vielen Fällen medikamentös ausfällt. Manche Erkrankungen wie die Demenz sind dabei nicht heilbar, sondern im Idealfall nur zu verlangsamen.
Wie unser Gedächtnis funktioniert
Unser Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen. Doch nur einen kleinen Teil davon nutzen wir tatsächlich. Daher verringert sich diese Zahl mit zunehmendem Lebensalter, ohne dass wir dies zwangsläufig als Einschränkung empfinden müssen.
Vielmehr geht es darum, unser Gedächtnis zu fordern, um auch die Nervenzellen zu trainieren. Dennoch können wir uns längst nicht alles merken. Unser Gehirn muss pro Sekunde rund 10 Millionen Signale verarbeiten, die aus den verschiedenen Sinnesorganen angeliefert werden.
Viele dieser Signale werden gar nicht aktiv wahrgenommen. Man spricht hier von „selektiver Wahrnehmung“. Dies dient unserem Schutz, um unser Gehirn nicht mit unwichtigen Informationen zu überfrachten.
Ob diese Informationen aber tatsächlich unwichtig sind oder nicht, ist der jeweiligen Situation geschuldet. So kommt es, dass jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung besitzt, von der er zu hundert Prozent überzeugt ist, dass sie die komplette Realität abbildet, was selbstverständlich nicht sein kann. Unsere Wahrnehmung ist immer nur ein kleiner und subjektiv eingefärbter Teil der Wirklichkeit.
Doch auch diejenigen Informationen, die gespeichert werden, bleiben unterschiedlich lange im Gedächtnis. So lässt sich unser Erinnerungsvermögen grob in drei Bereiche einteilen:
- Ultrakurzzeitgedächtnis
Die hier abgespeicherten Informationen sind nur für eine kurze Zeit sinnvoll und können dann wieder vergessen werden. Hier geht es zum Beispiel darum, Buchstaben beim Lesen zu merken und diese zu einem Wort zusammenzusetzen oder eine diktierte Telefonnummer direkt in die Tasten zu tippen. Das Ultrakurzzeitgedächtnis hat maximal eine Kapazität von sieben Dingen und zwei Sekunden. - Kurzzeitgedächtnis
Im Kurzzeitgedächtnis speichern wir Informationen, die wir einige Minuten brauchen. So zum Beispiel einen bestimmten Einkauf, den wir im Supermarkt noch tätigen müssen. Sobald wir das entsprechende Regal erreicht haben, ist diese Information überflüssig und kann gelöscht werden. - Langzeitgedächtnis
Das Langzeitgedächtnis speichert alle Informationen, die lange aufgehoben werden müssen. Das sind Wortschatz, Fakten, Erlebnisse, Namen, Gesichter, Fähigkeiten, und und und… Diese Dinge werden archiviert, um sie wieder hervorzuholen, wenn sie benötigt werden. So bildet sich im Laufe unseres Lebens ein Netzwerk aus verknüpften Nervenzellen. Grob könnte man sagen: Je häufiger wir eine Information benötigen, umso stärker werden diese Zugänge, je seltener wir sie abrufen, umso mehr verkümmert der Zugang dazu: Wir vergessen. Dabei ist die Information nicht verschwunden, wir können sie nur nicht mehr erreichen.
Insofern ist es nicht ungewöhnlich, wenn wir etwas vergessen. Gerade Namen oder Zahlenketten werden oft von unserem Gehirn als nicht so wichtig eingestuft, wenn wir sie nicht regelmäßig verwenden.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.